Ana (Marija Skaricic) ist Anfang Zwanzig und kommt aus Sarajevo. Auf einer anscheinend ziellosen Reise lernt die fröhliche junge Frau in Zürich die Serbin Ruza (Mirjana Karanovic) und die Kroatin Mila (Ljubica Jovic) kennen. Obwohl Ana zunächst keinen längeren Aufenthalt in Zürich geplant hatte, beginnt sie in Ruzas Kantine zu arbeiten. Anfangs gerät sie mit der strengen Ruza oft aneinander, aber nach und nach entwickelt sich zwischen den beiden Frauen ein freundschaftliches Verhältnis.
Die Schweizer Regisseurin Andrea Staka, deren Familie aus Bosnien und Kroatien stammt, lässt die drei Migrantinnen in Das Fräulein sehr verschieden mit dem Leben im Ausland umgehen. Während die junge Ana ohne Papiere durch Europa fährt und ihre Reise nur als einen abenteuerlichen Tapetenwechsel zu sehen scheint, arbeiten die beiden älteren Frauen hart für ein besseres Leben.
Vor allem die disziplinierte Ruza ist stolz auf ihre selbst aufgebaute Existenz und den geregelten Alltag in der eigenen Kantine. Sie scheint keine Sehnsucht nach ihrer früheren Heimat Serbien zu kennen, seit sie vor 25 Jahren in die Schweiz kam. Ihre Angestellte Mila und deren Ehemann sparen hingegen für die Rückkehr nach Kroatien. Seit über dreißig Jahren steckt das Paar alles, was es verdient, in den Bau eines Hauses an der Adria. Ihre Söhne fühlen sich allerdings in der Schweiz zuhause.
Leider bietet der gefühlvolle Film nur wenig Spannung. Die dünne Handlung ist häufig vorhersehbar, die Nebencharaktere sind langweilig und einige Szenen wirken konstruiert. So wird beispielsweise der Kundin Ana der Kantinen-Job angeboten, nachdem sie der überforderten Mila zu Hilfe eilt, um wie ein Profi Essen zu verteilen. Dennoch ist der Film sehenswert und porträtiert sehr gut und glaubwürdig die drei Hauptcharaktere und ihre unterschiedlichen Ängste und Hoffnungen.
Das Fräulein. CH, D. 2006. Regie: Andrea Staka. DarstellerInnen: Marija Skaricic, Mirjana Karanovic, Ljubica Jovic, Oliver Zgorelec, Andrea Zogg u.a.