Die SchülerInnen am Gymnasium Rodenkirchen waren wütend: Als sie Ende November vor ihrer Schule die Zeitung Objektiv überreicht bekamen, zerrissen sie die Heftchen und warfen sie den Verteilern an den Kopf. Schulleiter Erhard Tillmann musste eingreifen, kann die Schüler aber verstehen. »Die Tendenz der Artikel ist immer ausländerfeindlich, diese Leute arbeiten mit falscher Münze«, sagt er. Die Zeitung, die nicht nur am Gymnasium Rodenkirchen für Wut bei SchülerInnen und LehrerInnen sorgt, wurde im August und November vergangenen Jahres an über dreißig Kölner Schulen und an der Universität verteilt. Objektiv bezeichnet sich selbst als die »größte Kölner Schüler- und Jugendzeitung« und ist Teil einer Kampagne der rechtsextremen Gruppierung Pro Köln, die seit Februar 2006 läuft und gezielt Jugendliche anspricht. Mit Artikeln wie »Ali und Jessika« und »In welcher Stadt leben wir in zwanzig Jahren?« macht das Heft Stimmung gegen MigrantInnen, transportiert rassistisches Gedankengut und zeichnet »Überfremdungs«-Szenarien. Der Behauptung Pro Kölns, SchülerInnen in Köln hätten Objektiv mehrheitlich gerne entgegengenommen, wollen SchülersprecherInnen und engagierte SchülerInnen nun entschieden entgegentreten. Sie haben sich zum Bündnis Schüler gegen rechts zusammengetan, um eine Demonstration gegen Pro Köln und Objektiv zu organisieren. »Das Ziel der Demo ist, ein Zeichen zu setzen, dass Kölner Schüler gegen rechts und gegen Pro Köln sind«, erklärt Daniel Bär von der Bezirksschülervertretung (BSV) Köln. Die Aussage von Pro Köln, die Verteiler hätten an der Theo-Burauen-Realschule in der Südstadt »besonders viel Zustimmung« erhalten, weist Schulleiter Rüdiger Steffke ausdrücklich zurück. »Das ist gelogen und Pro Köln hat keinerlei Beweise für diese Aussagen. Es gibt hier keine Offenheit für rechtes Gedankengut«, sagt er. Auch Beatrix Görtner, Schulleiterin des Georg-Büchner-Gymnasiums in Weiden, hat bei ihren SchülerInnen nur Ablehnung gegenüber Objektiv erlebt. So habe der Hausmeister nach der Verteil-Aktion viele Exemplare der Zeitung auf dem Boden gefunden und daraufhin bei Pro Köln angerufen, damit sie den Unrat entfernen. Die SchulleiterInnen halten Aufklärung der SchülerInnen über rechtsextreme Vereinigungen wie Pro Köln für ein pädagogisches Muss. Dass Sensibilisierung nötig ist, findet auch Schülersprecherin Charlotte Weinspach vom Gymnasium Rodenkirchen. Sie befürchtet, dass vor allem jüngere SchülerInnen durch die Zeitung gefährdet seien. »Das größte Problem ist, dass man nicht gleich sieht, worum es geht.« Zwischen den Artikeln mit deutlicher politischer Aussage gebe es beispielsweise auch Artikel über Tierschutz, die die Zustimmung der SchülerInnen fänden. Ein Umstand, den auch die 15-jährige Gesa Hilgert am Ursulinen-Gymasium beobachten konnte, vor allem in den Klassen fünf bis sieben. »Die Objektiv kommt nicht so gefährlich rüber, wie sie tatsächlich ist«, befürchtet sie. Schulleiter Tillmann dagegen empfindet die Zeitung nicht als bedrohlich: »Die Schüler wissen alle sehr gut, wie sie das einzuordnen haben.« Anders Schulleiterin Görtner. »Ich halte solche Presseergüsse grundsätzlich für eine demokratische Gefährdung«, sagt sie. Daniel Bär vom BSV sieht vor allem in der Aufmachung eine Gefahr. »Die Objektiv ist eine große Gefährdung, weil sie subtil vorgeht. Am besten sollen alle 140000 Kölner Schüler an der Demo teilnehmen.«
Schulen gegen Objektiv
Kölner SchülerInnen wollen ihre Ablehnung rechter Propaganda mit einer Demonstration öffentlich zeigen.
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