Wer war eigentlich der Mensch hinter Jesus' zur Ikone erstarrter Mutter, wer war die Frau Maria? Um diese Frage dreht sich Maria Elisabeth Straubs Roman Das Geschenk (Diogenes) auf gleichzeitig provokante und achtungsvolle Weise. Straub zeigt Maria als starke und unabhängige junge Frau, die von ihrem Vater missbraucht und dann an einen viel älteren Mann verheiratet wird. Trotz der Darstellung von Jesus als Inzest-Kind und Maria als Lügnerin, die ihrem Mann erzählt, der Heilige Geist habe sie geschwängert, beweist Straub aber vor ihren Figuren und vor der Religion großen Respekt. Das Geschenk ist dennoch in erster Linie ein spannend geschriebener historischer Roman und als solcher auch für AtheistInnen geeignet.