Die große Mickymaus mit den freundlichen Augen steht hinter einem Gartenzaun, der in blauer und roter Farbe gestrichen ist. Neben ihr ist eine bunte Plastikwand aufgebaut, auf der Zahlen und Tiermotive zu sehen sind. Von der Wand baumeln Spielzeugwürfel. Die Mickymaus tanzt und wippt zum Gesang eines Kindes. »Jerusalem, jetzt ist die Zeit des Todes gekommen«, trällert der 12-jährige Muhammad, der per Telefon in die Sendung geschaltet ist, »es ist das geliebte Palästina, das uns gelehrt hat, die Soldaten Gottes zu sein.« Die Szene spielt sich in der Kindersendung »Pioniere von morgen« ab. Diese wird jeden Freitag auf Al-Aqsa-TV, dem Fernsehsender der radikalislamischen Palästinenserorganistion Hamas, ausgestrahlt. Was für die Befreiung zu tun sei, will Farfour, so der Name der Mickymaus-Figur, von der kleinen Sanabel wissen, die ebenfalls per Telefon zugeschaltet ist. »Wir werden kämpfen. Wir werden die Juden vernichten«, antwortet sie.
Als im Mai bekannt wurde, dass ausgerechnet eine Mickymaus-Figur Werbung für den Mord an Jüdinnen und Juden macht, schlug die Empörung hohe Wellen. Sogar Walt Disneys Tochter Diane Disney Miller schaltete sich ein. »Das hier ist schlichtweg böse«, sagte sie gegenüber CNN. Der palästinensische Informationsminister Mustafa Barghouti ließ die Sendung daraufhin zunächst absetzen. Sie solle noch einmal überprüft werden. Nach Informationen der New Yorker Menschenrechtsorganisation Anti-Defamation League (ADL) wird »Pioniere von morgen« aber inzwischen wieder ausgestrahlt.
Die Sendung ist keineswegs das einzige Mittel, das auf mehr oder weniger subtile Art versucht, den Kleinsten den Dschihad schmackhaft zu machen und ihnen antisemitische Stereotype einzuprägen. Die Beeinflussung arabischer Kinder durch einschlägige Fernsehsendungen oder Internetangebote ist schon seit Jahren gängige Praxis. Der Märtyrertod wird ihnen darin als reizvolle Zukunftsperspektive vorgeführt. Die 1996 gegründete Organisation Palestinian Media Watch (PMW) aus Jerusalem beobachtet die palästinensischen Medien kritisch. Sie sieht die Beeinflussung der Kinder mit Besorgnis. »Die Palästinenser ermutigen ihre Kinder dazu, in vorderster Frontlinie zu stehen«, sagt der Gründer und Direktor der PMW, Itamar Marcus. »Sie haben sie indoktriniert, den Tod im Kampf gegen Israel als die höchste Erfüllung im Leben zu sehen.«
Dass fundamentalistische Sender weiterhin Formate wie »Pioniere von morgen« senden und auch in Europa zu empfangen sind, ist kaum zu verhindern. Da nützt es auch nichts, dass Frankreich, die Niederlande und Spanien den Zugang zu manchen arabischen TV-Sendern über ihre Satellitensysteme seit 2004 teilweise gesperrt haben. Ägyptische Satellitensysteme machen den Empfang in Europa auch weiterhin möglich. Schließlich gibt es auch noch das Internet, das kaum kontrollierbaren Zugang zu islamistischer Propaganda liefert, und das nicht nur für die jüngsten ZuschauerInnen. Abu Musaak Hammad, der Direktor von Al-Aqsa-TV glaubt, dass Sendungen wie »Pioniere von morgen« beim Publikum auf fruchtbaren Boden fallen. Gegenüber CNN sagte er: »Wir werden das Programm weiterhin senden, und dank Gott haben wir damit großartige Anerkennung bei den Kindern, ihren Müttern und Vätern gefunden, was uns dazu ermutigt, weiterzumachen.«