Wer sich als Moslem in Duisburg mit anderen Menschen seiner Glaubensrichtung treffen will, hat die Wahl zwischen mehr als 200 Einrichtungen: vom Moscheeverein bis zum islamischen Sport- und Kulturverein. Deren Mitglieder, besonders Jugendliche, will die Duisburger Polizei unter anderem mit ihrer Drogenprävention ansprechen. Dazu arbeitet sie jetzt mit dem Moscheeverein in Duisburg-Hamborn zusammen. »Das Problem war in der Vergangenheit, die Zielgruppe überhaupt zu erreichen«, sagt Jürgen Kiskemper von der Duisburger Polizei. Seine Aufgabe ist, Kontakt zu muslimischen Institutionen herzustellen.
Seit zweieinhalb Jahren stellt sich Kiskemper bei Moschee- und anderen hauptsächlich islamischen Vereinen vor, um Werbung für eine Zusammenarbeit mit der Polizei zu machen. Die Angebote der BeamtInnen, Informationsveranstaltungen über Internetkriminalität, Gewalt und Drogen zu organisieren, seien von Moslems bisher so gut wie gar nicht wahrgenommen worden, sagt er. Auch auf Veranstaltungen wie Elternabenden, bei denen die Polizei informiert, seien keine Moslems gewesen.
Die Schwierigkeiten, die Moslems in der Stadt zu erreichen, sollen durch die bessere Zusammenarbeit mit Vereinen geringer werden. Ende Mai fand die erste gemeinsame Veranstaltung zum Thema Drogen mit dem Hamborner Moscheeverein statt. Sie war Kiskemper zufolge mit über hundert Leuten gut besucht, das Programm war das gleiche wie bei Veranstaltungen für Nicht-Moslems. Den Hamborner Moscheeverein schätzt er als besonders liberal ein.
Erkan Üstünay, der beim Verein für die Jugendarbeit und den angegliederten Sportverein verantwortlich ist, sieht die Zusammenarbeit mit der Polizei als Chance, die Qualität der Jugendarbeit zu verbessern. »Unsere Jugendlichen sollen nicht auf die schiefe Bahn geraten«, sagt er. »Sie sollen von der Straße runter und keinen Blödsinn machen.« Für die Jugendlichen des Viertels, sowohl deutsch- als auch türkischstämmige, stellt der Hamborner Moscheeverein deshalb schon Kicker, Billard, Computer und andere Freizeitangebote in seinen Räumen bereit.
Durch die gemeinsamen Veranstaltungen mit der Polizei will Üstünay aber nicht nur die Jugendlichen vor der Kriminalität bewahren. »Wir wollen uns öffnen, damit die deutschen Bürger sich nicht immer fragen, was in den Gebäuden passiert«, sagt er. Weitere Veranstaltungen sind deshalb bereits geplant. Eine Bedingung an die VeranstaltungsteilnehmerInnen, vor allem die älteren, stellen Kiskemper und Üstünay allerdings: Sie müssen tolerieren, dass auch Frauen und Mädchen an den Veranstaltungen teilnehmen. »Das ist bei weitem nicht selbstverständlich«, sagt Kiskemper.