Geschätzte zwei Millionen Studierende an der Uni Köln wollen, wenn sie fertig studiert haben, »was mit Medien« machen. Die Idee, jetzt schon einmal etwas dafür zu tun und sich bei der philtrat die ersten selbstgeschriebenen Artikel pädagogisch wertvoll verreißen zu lassen, haben deutlich weniger. Das könnte daran liegen, dass die schüchterne philtrat zwischen all den reißerischen, bunten Werbe-Flyern an der Uni nicht so einfach zu erkennen und deshalb trotz mehr als zehnjährigem Bestehen schlicht zu wenig bekannt ist. Die Lösung: ein Werbestand im Philosophikum.
Um nicht nur schwer verdauliche Druckerzeugnisse anzubieten, wurden flugs Kaffee, Kuchen und Kekse organisiert und auf den Info-Tisch gestellt. Denn die Massen wollen bespaßt und gespeist werden. Und das Anlocken funktionierte: Wem die Schlange im Phil-Café zu lang war, der kam zum philtrat-Stand und durfte sich zum Kaffee auch noch einen Keks nehmen. Und natürlich die neue Ausgabe. Nicht Freundlichkeit steckte dahinter, sondern die perfekte Mischung aus KundInnenbindung und klassischer Konditionierung - wer am Stand war und demnächst eine philtrat angeboten bekommt, wird sie garantiert nicht ablehnen, sondern sabbernd nachschauen, ob ein Keks darin versteckt ist. So ist zumindest der Plan.
Sogar Menschen, die nicht allzu gut auf die philtrat zu sprechen sind, ließen sich bereitwillig zum redaktionellen Kuchen- und Zeitungsparadies locken. So auch der Organisator des Kölner Studiengebührenboykotts. Trotz seiner Kritik, die philtrat berichte zu wenig über den Boykott, für den sich immerhin schon etwa 100 der benötigten 10.000 Studierenden mobilisieren ließen, ließ er sich dazu breitschlagen, kurz aushilfsweise den Stand zu hüten. Klar, da gab's ja auch Kaffee, Kuchen und Kekse. Andere ZeitgenossInnen waren trotz der großzügigen Bewirtung weniger freundlich: »Nä, eure komische Zeitung da ist mir zu links!« Stimmt. Und das ist auch gut so, sagt Kuchen essend