Psychiatrie-Romantik

In I'm a Cyborg, but that's okay entwickelt sich eine Liebe zwischen zwei nicht ganz normalen Menschen. Von Julia Groth

Young-gun ist hübsch, jung und sollte eigentlich ein unbeschwertes Leben führen. Eigentlich - denn sie ist davon überzeugt, ein Cyborg zu sein, der nicht genügend Energie hat. Als Young-gun bei dem Versuch, sich mit Strom aufzuladen, beinahe ums Leben kommt, wird sie in die Psychiatrie gebracht. Dort trifft sie Il-sun, der glaubt, anderen Menschen ihre Fähigkeiten stehlen zu können.

Aus dieser ungewöhnlichen Ausgangslage entwickelt Regisseur Park Chan-wook eine Liebesgeschichte, die zu den rührendsten der vergangenen Kinojahre zählt. Und wie in den meisten Liebesgeschichten haben ihre ProtagonistInnen mit Problemen zu kämpfen: Die sich langsam entwickelnden Gefühle zwischen Young-gun und Il-sun werden von Young-guns Unterernährung überschattet. Sie weigert sich zu essen, weil sie als Cyborg, wie sie glaubt, Elektrizität statt Reis benötigt. Il-sun gibt aber nicht auf und setzt alles daran, ihr mit seinen eigenen Mitteln zu helfen.

Park umgibt die langsam fortschreitende Romanze mit vielen skurrilen Figuren. In seiner Anstalt wird gejodelt, mit Spezial-Socken geflogen und mit Getränkeautomaten gesprochen. Um den Wahnsinn gebührend zu illustrieren, zieht Park bisweilen ansehnliche Filmtricks aus dem Hut. Dennoch ist I'm a Cyborg, but that's okay weder rosaroter Fantasy-Kitsch noch überdrehte Komödie, und das liegt nicht allein an den überragenden Schauspielleistungen. Der Regisseur von Filmen wie Oldboy und Lady Vengeance schafft es, selbst in einer überzeugenden Liebeskomödie szenenweise mehr Blut zu vergießen als manch anderer Regisseur in einem ganzen Actionfilm. Denn Young-gun ist, wie sie glaubt, kein harmloser Cyborg, sondern hat Waffen in ihrem Körper eingebaut. Und die benutzt sie in ihrer Vorstellung ausgiebig.