Mit den Studiengebühren soll eigentlich die Lehre verbessert werden. Dem Hochschulgesetz zufolge dürfen aber keine zusätzlichen Stellen für wissenschaftliche MitarbeiterInnen, Lehrbeauftragte oder ProfessorInnen geschaffen werden, ohne gleichzeitig auch die Anzahl der Studierenden zu erhöhen. Um trotzdem mehr Lehrveranstaltungen anbieten zu können, hat die Universitätsleitung eine neue Personalkategorie, die so genannten Lecturer-Stellen, eingeführt. Anders als ProfessorInnen und wissenschaftliche MitarbeiterInnen haben Lecturer einen reinen Lehr- und keinen Forschungsauftrag.
Was auf den ersten Blick eine gute Sache zu sein scheint, ruft Kritik bei StudierendenvertreterInnen hervor. Eine Stelle als Lecturer sei für die Betroffenen ein Job ohne Zukunft und für die Studierenden vielleicht ein Schritt hin zu einer oberflächlicheren, qualitativ schlechteren Ausbildung. Zurzeit werden Lecturer, auch wenn sie die gleiche Qualifikation wie andere Lehrende haben, nur für etwa zwei bis fünf Jahre angestellt, damit sie keine Festanstellung mit den dazugehörigen Privilegien einklagen können. Im Anschluss an ihre befristete Tätigkeit gibt es für Lecturer im Gegensatz zu wissenschaftlichen Hilfskräften keine eindeutigen Karriere-Perspektiven.
Nicht nur das kritisiert Studierendenvertreter Dominik Düber, studentisches Mitglied der Strukturkommission, eines fakultätsweiten Gremiums, das sich mit administrativen Fragen beschäftigt. Er bemängelt das sehr hohe Lehrdeputat von bis zu 16 Semesterwochenstunden, das die Lecturer leisten müssen. Ihre freie Zeit müssen sie dazu verwenden, ihre Seminare vor- und nachzubereiten. Düber sieht dadurch die Gefahr, dass Forschung und Lehre, die an einer Universität zusammengehören, in Zukunft komplett voneinander getrennt werden.
Dieses Problem sieht auch die Dekanin der Philosophischen Fakultät Christiane Bongartz. Ihr eigentliches Ziel sei es, den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern. Allerdings steht dies im Widerspruch zu der Schaffung von Lecturer-Stellen. Mit ihrem hohen Lehrdeputat und der fehlenden Zeit für die Forschung sind die Stellen für den wissenschaftlichen Nachwuchs eher unattraktiv. Doch Bongartz sieht auch positive Seiten: »Wenn es Studienbeiträge gibt, sollten sie so direkt wie möglich in die Lehre einfließen. Das hohe Lehrdeputat der Lecturer hilft, die Betreuungsrelation zu verbessern.« Dübers Vorwurf, dass die Lehrveranstaltungen der Lecturer qualitativ schlechter seien als die ihrer KollegInnen, teilt Bongartz nur zum Teil. Sollten die Lecturer mit den momentanen Lehrvoraussetzungen für viele Jahre an der Uni bleiben können, befürchtet aber auch sie Qualitätseinbußen. Denn durch das hohe Lehrdeputat könnten sie keinen Überblick über neueste Entwicklungen in der Forschung gewinnen.