Im Dezember hat die Universität Köln erstmals ausführlich aufgelistet, wofür Studiengebühren bisher verwendet worden sind. Nur ein geringer Teil des eingenommenen Geldes wurde genutzt, um die Lehre zu verbessern. Und das, obwohl die Uni mit dem Hinweis auf akuten Geldmangel von Anfang an den Höchstsatz an Gebühren verlangt hat. StudierendenvertreterInnen fordern deshalb, keine Gebühren mehr zu erheben, solange das Geld unverwendet bleibt.
»Keine Fakultät hat annähernd fünfzig Prozent verwendet«, sagt Oliver Jesper, Vorsitzender des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA). »Sie wissen nicht, wofür sie das Geld ausgeben sollen.« In den vergangenen zwei Semestern wurden rund 17 Millionen Euro an Gebühren eingenommen. Nach Abzug von Verwaltungskosten und dem Geld für den Ausfallfonds blieben etwa 13 Millionen Euro zur Verbesserung der Lehre übrig. Davon haben die Hochschulleitung und die Fakultäten nur zirka 6,9 Millionen Euro genutzt. Der Rest wurde ins nächste Jahr verschoben. »Die Kölner Uni hat die Obergrenze von 500 Euro an Gebühren gefordert, obwohl sie das noch gar nicht ausgeben kann«, sagt Jesper. Die Konsequenz solle keine weitere Gebührenerhebung sein, bis die Uni ein Konzept zur Verwendung hat.
Der Prorektor der Uni Köln für Planung und Finanzen Horst Schellhaaß räumt ein, dass von den Gebühren bisher nicht viel in der Lehre angekommen ist. »Ich gebe zu, dass das erstmal in Gang kommen muss«, sagt Schellhaaß. Als Fehler der Uni sieht er das aber nicht. Überdies hätten die StudierendenvertreterInnen von dem ihnen zugewiesenen Gebührenanteil ebenso wenig ausgegeben. Lea Dünow, Studierendenvertreterin in der Engeren Fakultät, findet diesen Vorwurf lächerlich. »Wir geben das Geld natürlich nur sehr ungern aus, weil es aus Gebühren stammt«, sagt sie. Ausgegeben wurde es aber, im Gegensatz zum Anteil der Hochschulleitung, fast vollständig: Beispielsweise um zusätzliche Tutorien anzubieten und Hilfskräfte einzustellen.
Von der Uni wurde nur wenig neues Personal engagiert. »Vor allem die Einstellung von wissenschaftlichem Personal braucht Zeit«, sagt Schellhaaß. Um in der Kosten-Leistungs-Rechnung von 2007 zu stehen, mussten neue Stellen bis zum 1. April besetzt worden sein. »Das Auswahlverfahren hätte also beginnen müssen, bevor es Gebühren gab«, sagt er.
Auch um die bisher schon verwendeten Summen gibt es Streit. Eigentlich sollten die Gebühren nur zur Verbesserung der Lehre verwendet werden. Der AStA sieht dieses Ziel aber bei einigen Posten nicht umgesetzt. Während die Uni betont, dass der Bericht die Gebührenverwendung transparent mache, findet der AStA vieles zweifelhaft. 30000 Euro gingen beispielsweise an das Prüfungsgremium für Studiengebühren. Zuviel, finden die StudierendenvertreterInnen. Auch die Verwaltungskosten von etwa 930000 Euro seien zu hoch. Über sie soll im März im Senat genauer informiert werden.
In der Ausgaben-Tabelle der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät ist unter anderem die Akkreditierung der Bachelor- und Masterstudiengänge aufgelistet. Weil bis 2010 alle Studiengänge akkreditiert sein müssen, ist das Geld also nicht zur Verbesserung der Lehre ausgegeben worden, sondern für eine Voraussetzung für das Bestehen der Studiengänge. Schellhaaß findet das unerheblich. »Die Akkreditierung ist ein relativ kleiner Posten.« Die genaue Höhe der Akkreditierungskosten geht aus der Tabelle nicht hervor.
Der AStA will nun über die unklaren Posten des Berichts genauere Informationen von den Dekanaten einholen. Die Uni verspricht, die Gebühren künftig besser zu verwenden. »2008 werden wir einige Kritikpunkte berücksichtigen und viel mehr Geld ausgeben«, sagt Schellhaaß.