Die Studienzeit ist für viele Menschen an der Universität Simbabwe in der Landeshauptstadt Harare alles andere als eine schöne Zeit. Das liegt nicht nur daran, dass die Universitätsgebäude in einem schlimmen Zustand sind und meist ohne Strom und Wasser auskommen müssen. Die Studierenden haben vor allem unter Repressalien der Regierung von Diktator Robert Mugabe zu leiden. Im Vorfeld der gerade abgehaltenen Wahlen verlegte er den Semesterbeginn von Februar auf Anfang April - vermutlich sollten sich die Studierenden nicht zu politischen Aktionen verabreden können. Die Wohnheime sind bereits seit Monaten geschlossen, viele Studierende leben unter katastrophalen Bedingungen.
Mugabe fürchtete nach Ansicht der Studierenden, die ihn zum Großteil lieber heute als morgen abgewählt wüssten, politische Proteste. Bisher kam es vor Wahlen regelmäßig zu studentischen Aufständen. »Wir wollen, dass Mugabe sein Amt niederlegt«, sagt Benjamin Nyandoro von der Zimbabwe National Students Union (ZINASU), der größten Studierendenvereinigung Simbabwes, die sich als wichtige pro-demokratische Kraft sieht. Mugabe ist nicht nur Regierungschef, sondern auch Kanzler der Universität. Bei der jüngsten Präsidentschaftswahl bekam er keine Mehrheit. Ob aber wirklich ein neuer Präsident die Leitung des Landes übernehmen wird, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.
Seit Sommer vergangenen Jahres sind die Lebensbedingungen für viele Studierende der Universität Simbabwe noch schlechter als zuvor. Im Juli gab es an der Uni Unruhen wegen eines Streits mit der Hochschulleitung über Studiengebühren. Die so genannte Riot Police, eine Spezialeinheit der staatlichen Polizei, griff ein und vertrieb etwa 4500 Studierende aus den Wohnheimen. »Die Riot Police kam und forderte alle auf, die Wohnheime innerhalb von dreißig Minuten zu verlassen. Dann haben sie alles kleingeschlagen. Die Wohnheime sind seitdem nicht mehr offen und wurden nicht repariert«, erzählt der 23-jährige Bachelor-Absolvent Douglas Chima (Name geändert). Immer wieder seien Studierende in den vergangenen Jahren eingeschüchtert, verfolgt und sogar gefoltert worden.
Seit die Wohnheime geschlossen sind, sind viele Studierende gezwungen, in billige, weit von der Uni entfernte Wohngegenden auszuweichen. »Ich kenne Studenten, die jeden Tag zehn bis fünfzehn Kilometer von außerhalb zur Uni laufen müssen«, sagt Nyandoro von der ZINASU. »Andere wohnen mit bis zu zehn Kommilitonen in einem Zimmer.« Auch die Versorgung mit Lebensmitteln ist ein Problem. Nahrung ist knapp, wer sich keine teuren importierten Güter leisten kann, steht oft vor leeren Regalen. Die Inflationsrate ist sehr hoch. »Wie viel heute wieder was kostet und wo man es bekommen kann, das ist tägliches Gesprächsthema unter den Menschen«, sagt die Kölner Uni-Absolventin Nicole Tomasek, die gerade ein Sprachpraktikum an der Uni Simbabwe absolviert.
Die schlechten Studien- und Lehrbedingungen bleiben nicht ohne Folgen. Viele DozentInnen verlassen das Land, weil sie von ihrem Gehalt nicht leben können, und immer mehr Studierende brechen ihr Studium ab. Für die meisten waren die jüngsten Wahlen die letzte Hoffnung auf bessere Verhältnisse. »Ich mag Simbabwe und möchte es nicht verlassen«, sagt Douglas Chima. »Aber wenn sich nichts ändert, sehe ich für mich hier keine Zukunft mehr.«