Unten im Keller, im schwach beleuchteten Treppenhaus der Universitätsbibliothek, liegen zwischen Staub und Gerümpel kleine Teppiche, Bücher und Kalender. Für einige muslimische Studierende an der Kölner Universität ist das der Ort, an dem sie zwischen den Vorlesungen beten.
Praktizierende MuslimInnen beten fünfmal am Tag. Manche fassen auch mehrere Gebete in einem zusammen. Die Zeiten, zu denen gebetet werden darf, sind abhängig vom Sonnenstand. Je nach Stundenplan kann so den Studierenden der Weg zum Mittags- und Nachmittagsgebet Probleme bereiten, denn der nächste Gebetsraum befindet sich in der Barbaros-Moschee in der Kyffhäuser Straße. Viele Studierende nutzen deshalb den abgelegenen Platz im Treppenhaus.
Mit dem Versteck unter der Treppe wollen sie irritierten Blicken aus dem Weg gehen. »Viele Leute fänden es komisch, wenn man einfach mitten in der UB einen Teppich zum Beten ausrollen würde«, sagt Özlem, die hierher zum beten kommt. Pädagogik-Studentin Fatma sieht die Situation pragmatisch: »Man kommt mit dem aus, was man hat.« Trotzdem blickt sie etwas neidisch auf die MuslimInnen der Uni Duisburg-Essen. »Dort haben sie richtig schöne Gebetsräume«, sagt sie. »Eine gemütliche Ecke, wo jeder hingehen kann.«
Doch nicht alle haben sich mit dem Keller abgefunden. Über einem Karton, in dem die Gebetsteppiche lagern, hängt ein Zettel an der Wand. Studierende sammeln darauf Unterschriften »für ein Gebet in einem ehrwürdigen Ambiente. Gegen die 'Treppenhauslösung'.« Mit der Liste wollen sie zum Rektor gehen. Es ist nicht der erste Versuch, einen angemessenen Platz zum Beten zu bekommen. Seit Jahren bemüht sich die Islamische Hochschulvereinigung (IHV) an der Kölner Uni um einen Gebetsraum, wie ihn viele andere Unis haben. Die Uni-Leitung lehnte die Anträge stets ab. »Vor einigen Jahren hat das Rektorat beschlossen, keiner religiösen Gruppe Räume zur Verfügung zu stellen«, sagt Uni-Sprecher Patrick Honecker.
Nicht nur den muslimischen Studierenden käme es gelegen, das Treppenhaus gegen einen anderen Ort tauschen zu können. Vor einigen Jahren gab es wegen der Gebete unter der Treppe Streitigkeiten mit der Hausverwaltung. Die Bibliotheksverwaltung möchte sich gegenüber der philtrat nicht dazu äußern. Die laufende Unterschriftenkampagne für einen Gebetsraum halten aber nicht alle der muslimischen Studierenden für eine gute Idee. »Ich finde, dass das Gebet auch hier von Gott angenommen wird«, sagt Peter (Name geändert), der in Köln Englisch und Spanisch studiert. »Die Formulierung auf diesem Zettel klingt für mich ein bisschen wie eine Drohung. Außerdem ist das hier keine Moschee, sondern eine Universität.«