Regisseur Erick Zonca wirft die ZuschauerInnen mitten hinein ins TrinkerInnen-Elend. Alkoholikerin Julia (Tilda Swinton mit viel Mut zur Hässlichkeit) ist schon zu Beginn des Films völlig am Ende. Mit wachsendem Ekel beobachtet man ihren unglamourösen Exzess und die noch schlimmeren Morgen danach. Nach einer durchzechten Nacht verliert sie ihren Job. Auch die Anonymen Alkoholiker sind nichts für die zynische Einzelgängerin. Wenigstens lernt sie bei deren Treffen aber die labile Elena kennen.
Jene Elena darf ihren Sohn Tom nicht sehen und möchte ihn nun entführen. Der Vater ist tot und der reiche Onkel, bei dem Tom nun wohnt, hält die psychisch kranke und alkoholsüchtige Mutter lieber von dem Achtjährigen fern. Elena versucht, Julia als Komplizin anzuheuern. Bald wird die Alki-Charakterstudie zum Road-Movie durch die USA und die empathielose Trinkerin wird den ZuschauerInnen immer unsympathischer. Erst spät dämmert Julia, dass der Mutter das Geld fehlt und sie das Entführungshonorar erst noch von Toms Onkel besorgen muss. Julia beschließt, den Jungen allein zu kidnappen und auch gleich ein bisschen mehr Geld zu erpressen. Betrunken und gewalttätig schnappt sie sich Tom, verliert immer mehr die Kontrolle und flieht über die mexikanische Grenze.
Die Handlung ist eher langatmig als originell, aber Swintons Darstellung der Julia entschädigt dies zu Genüge. So wirkt es dann auch nicht konstruiert, dass Julia auf der Flucht ihre anfängliche Kälte gegenüber Tom verliert.
Weniger plausibel ist, dass sie gegen Ende immer seltener trinkt. Außerdem wird, in Tijuana angekommen, Tom erneut gekidnappt. Die ungeschickte Entführung verliert sich in Albernheit. Kann man anschauen, muss man aber nicht.