Mittwochabend, 19:15 Uhr, vor dem Müngersdorfer Stadion: Ein Grüppchen von FC-Fans, berauscht vom gerade gewonnen Spiel und Kölsch, wandert aus der Vereinskneipe und johlt lauthals »Nie mehr zweite Liga!« Die ungefähr fünfzehn Frauen mit teils auffallend breiten Schultern interessiert das herzlich wenig.
Die Footballspielerinnen der Cologne Falconets bereiten sich auf das anstehende Training vor und checken die Ausrüstung. Auch die übrigen Schulternpaare werden dank der schützenden Pads breiter. Rufe wie: »Haben wir noch einen passenden Helm?« und »Kannst Du mir mal die Finger tapen?« hallen über den Rasen, während der Rest der Mannschaft eintrudelt. Auch eine neue Anwärterin auf die Position Quarterback, Linebacker oder vielleicht Tight End ist dabei. Bislang hat sie noch nie American Football gespielt, nur Tennis. »Macht nichts«, kommentiert der Headcoach Hans Peter Weber, »dann bist du noch formbar.«
Eigentlich gilt das für das gesamte Team, das nach kurzem Training im Juli 2007 den ersten öfffentlichen Auftritt hatte. Denn Ende 2006 waren die Falconets nur eine Idee: die Lücke zu füllen, die mit der Auflösung der Cologne Crocodile Ladies entstanden war. Die Crocodile Ladies waren die Vorreiterinnen im Kölner Frauenfootball. Inzwischen trainieren die Falconets regelmäßig mittwochs. Die Frauen bereiten sich auf ihr erstes Spiel in der neuen zweiten Damen-Football-Liga, der sogenannten Aufbau-Liga für neue Teams, vor. Seit diesem Semester rekrutieren die Falconets auch über den Unisport neue Spielerinnen, vor allem »starke Frauen« sind immer willkommen.
Wenn das eigentliche Training anfängt, wird der joviale Umgangston rauer. Zum Aufwärmen joggen die Falconets erst mal in voller Montur um das Spielfeld und formieren sich aus dem Lauf in versetzten Viererreihen. »Das war ja gar nichts, also noch eine Runde um das Feld!« Fehler beim Training gehen auf die Kondition, da werden aus fünfzehn Liegestützen auch schon mal schnell fünfundzwanzig. Nach dem Aufwärmen wird erst mal getrennt trainiert, Angriff und Verteidigung machen Drill mit ihren jeweiligen Coaches. Was auf die Entfernung nach heftiger Rangelei aussieht, ist unter anderem der »Contact«-Part am Contact-Football, die Offensive trainiert zu Boden werfen und Blocken gegnerischer Spielerinnen. Da ist man vermutlich für den Schutz der ungefähr zehn bis zwölf Kilo schweren Ausrüstung dankbar, die unter anderem aus den erwähnten Schulter-, Knie- und Ellenbogenpads und einem Helm besteht und die Neuzugängen zunächst vom Team gestellt wird.
Am anderen Ende des Feldes werden Pässe trainiert, Headcoach Weber greift sich eine Quarterback und zwei weitere schnelle Läuferinnen zum gesonderten Training heraus. Der Ruf »Wirft mal jemand einen Ball rüber« kann so vom Trainer nicht unbeantwortet gelassen werden: »Wir haben hier keinen Ball, das ist ein Ei!« Man muss ja schließlich wissen, was man beim Touchdown in der gegnerischen Endzone demonstrativ auf den Boden wirft.
Die Schritte, mit denen man das Ei dahin bekommt, werden vom Coach in für Laien unverständlichen Zahlencodes über das Spielfeld gebrüllt. Für die Falconets sind das die Codes für bestimmte Spielzüge, mit denen man beim ersten Spiel in der Aufbauliga die Stuttgart Scorpion Sisters schlagen will. Zimperlich sind die Falconets jedenfalls nicht, ein zurückgebogener Finger reicht nur für ein Schulterzucken: »Da kommt ein Coolpack drauf, den tape ich und dann ist der bis zum Training am Freitag wieder in Ordnung«, sagt eine der Spielerinnen.