Gibt es eine speziell britische Vorliebe für Internate? In vielen angelsächsischen Jugendbüchern und -filmen, von Hanni und Nanni bis Harry Potter, spielt sich das soziale Leben der Charaktere fast ausschließlich in Internaten ab. In strengen, auf erfolgreiches Lernen ausgerichteten Internaten. In St. Trinian sieht die Sache etwas anders aus. Hier trinken und kiffen die Schülerinnen gemeinsam mit der Schulleiterin und lackieren für einen kleinen Hehler nachts Autos um. Die Zukunft der anarchistischen Schule ist jedoch bedroht. Einerseits durch den in britischen Filmen allgegenwärtigen Colin Firth als rigorosen Bildungsminister, andererseits durch eine halbe Million Pfund Schulden. Für die kriminell vorgebildeten Mädchen gibt es nur eine Lösung: Sie wollen das fehlende Geld durch einen Raubzug in der National Gallery beschaffen. Die Girls von St. Trinian ist das Remake einer erfolgreichen Filmreihe der Fünziger-, Sechziger- und Siebzigerjahre, die wiederum auf einer Cartoonserie beruht. KennerInnen der alten Filme bemängeln, dass alle Radikalität und die bissigen Dialoge des Originals in der Neuverfilmung verloren gegangen seien - sie mögen nicht ganz Unrecht haben. Oliver Parkers Film ist ein harmloser Klamauk, der das Augenmerk vor allem auf die vielen hübschen Darstellerinnen lenkt. Wenigstens - und das muss man Komödien zurzeit leider schon zugute halten - ist er nicht langweilig. Gründliche Charaktereinführung und -entwicklung fällt zugunsten einer schnell fortschreitenden Handlung weg, der mitreißende Soundtrack tut sein Übriges. Sogar Rupert Everett als Schulleiterin Camilla Fritton ist nach einer kleinen Gewöhnungsphase nicht mehr unerträglich albern, sondern hat auch seine lustigen Momente. Trotzdem: Für einen Kinoabend, der nicht nur mäßig unterhaltsam, sondern wirklich lustig sein soll, besser vorher einen trinken. Und dann laut mit den St.-Trinian-Mädchen mitsingen: »We are the best, so screw the rest!«
So macht Schule Spaß
Die Girls von St. Trinian ist eine alberne Komödie über eine Mädchenschule
- Weitere Artikel von Julia Groth