»Was ist deutsch?« ist nur eine der Fragen, die in diesem Film von den acht befragten Filmschaffenden, wie z.B. Doris Dörrie, Tom Tykwer oder Wim Wenders, beantwortet werden. Die Tiefe, Schwere und Ernsthaftigkeit, die als typisch deutsch angeführt werden, belasten diesen Film auch teilweise. Vor allem wenn dann die Lieblingsfilme, über die mit viel Hintergrundwissen und Leidenschaft erzählt wird, eher große Klassiker wie »Nosferatu« sind und selten leichtfüßigere und doch wichtige Filme wie »Menschen am Sonntag«. Aber diese Schwere hängt auch mit der thematisierten und erdrückenden deutschen Geschichte zusammen, innerhalb derer das Kino viel zu häufig für propagandistische Zwecke verschiedener Ideologien - der NS-Zeit ist ein eigenes Kapitel gewidmet - herhalten musste.
Aufgelockert wird das Ganze aber durch thematische Montageblöcke quer durch alle Genres und Zeiten. Einstellungen, die immer wieder auftauchen, Blicke von Männern und Frauen, Menschen die Rauchen, Menschen die Schreien. Am schönsten ist aber die Montage von Telefonier-Szenen. Wenn zum Beispiel bei einem Telefongespräch aus »Emil und die Detektive« die Versionen aus den Jahren 1931 und 1954 zusammengeschnitten werden, erreicht dieser Film die viel vermisste Leichtigkeit des Tons und der Inszenierung. Und so ganz nebenbei wird einem vorgeführt, dass mit der Erfindung des Kinos die Bilder nicht nur laufen lernten, sondern im wahrsten Sinne des Wortes das Miteinandersprechen.
Am Ende des Films wird man dann zurück an den gar nicht so bierernsten Anfang des Kinos geführt: Nicht die Gebrüder Lumière in Paris, sondern die Gebrüder Skladanowsky waren die ersten, die öffentlich im Jahr 1895 im Berliner Wintergarten bewegte Bilder vorführten: Aufnahmen von Varietékünstlern!
Wer also eine umfangreiche Geschichtsdokumentation erwartet, wird bitter enttäuscht. Wer sich aber einem lustvollen und assoziativen filmischen Essay hingeben will, der sollte sich diesen Film unbedingt ansehen.