Der grell orangefarbene Anstrich im Eingangsbereich bringt einen fast dazu, wieder rückwärts aus der Studiobühne der Uni Köln rauszustolpern. Viele Studierende haben seit dem ersten Semester - denn für Erstsemester ist der Eintritt frei - kein Stück mehr gesehen. Und doch verbirgt sich gerade hinter dem Vorhang, der in den Theatersaal der Studiobühne führt, einer der wenigen Orte unserer Uni, an dem Kreativität einen Wert hat. 13 Theaterstücke stehen aktuell auf dem Programm, zusätzlich werden im Rahmen des Studium generale in diesem Semester 14 Kurse und Workshops angeboten: Schauspiel, Bühnentechnik, Dokumentarfilm. Besonders Leute, »die mal was mit Medien machen wollen«, kommen hier auf ihre Kosten.
Da die Gruppen für einen besseren Lerneffekt klein gehalten werden, bewerben sich immer noch mehr Studierende für die Kurse als Plätze zur Verfügung stehen. Doch die Zahlen haben abgenommen. »Die Veränderungen seit Einführung des Bachelors sind krass«, sagt Georg Franke, der Leiter der Studiobühne, der gerade den Kölner Ehrentheaterpreis erhalten hat. »Die Studierenden müssen die Zeit, die sie hier verbringen, jetzt bewusst einplanen. Dafür sind sie, wenn sie sich für die Studiobühne entschieden haben, konsequenter dabei als früher.«
Die Stücke, die man in der Studiobühne zu sehen bekommt, sind oft experimentell. Es stehen sowohl hauseigene als auch externe Theatergruppen auf der Bühne. Zum Beispiel die Lichtgestalten mit Texten von Peter Licht, einem Autor, von dem man nicht mal weiß, ob er überhaupt existiert. In ihrem Stück »Wir werden siegen! - Und das ist erst der Anfang« sitzen sie an langen Tischen und tippen synchron auf die Tasten ihrer Telefone, sie malen mit Lippenstift Häuser auf eine Fensterscheibe und lassen es vor der Studiobühne schneien. Das Studiobühne Ensemble nimmt sich hingegen des Wälzers »Moby Dick« an. Doch auch hier erwartet die ZuschauerInnen keine klassische Inszenierung. Dass Kapitän Ahab von einer Frau gespielt wird, ist nur einer der außergewöhnlichen Aspekte der Umsetzung. Kreativ, modern und nicht gerade massentauglich, so kann man die meisten Stücke hier charakterisieren. Ist das vielleicht dadurch bedingt, dass Universität und Stadt das Theater finanzieren, und man sich so ein Nischenprogramm leisten kann? »Das Geld, das eingespielt wird, bekommen die Theatergruppen selbst. Da ist es natürlich schon in ihrem Sinne, ein großes Publikum zu erreichen«, sagt Franke. Durch die Auswahl ihrer Produktionen suche sich die Studiobühne ihren Platz in der Kölner Theaterwelt, wo das Angebot natürlich groß sei. »Mit den freien Theatern können wir schon mithalten«, beurteilt Franke die Situation.
Etwas mehr Mainstream ist da beim Unifilm angesagt. Seit diesem Semester leiten die TheFiFe-Studierenden Sebastian Hilger und Anabel Perez den zweiten großen Bereich der Studiobühne. Jeden Dienstag gibt es da einen Film auf der Leinwand der Aula zu sehen, im Sommersemester auch open air im Garten der Studiobühne. »Klar lohnt es sich zu kommen, neben der abwechslungsreichen Filmauswahl und leckeren Würstchen gibt es sogar noch thematisch passende Musik«, sagt Hilger. »Und Filmfans können in die Unifilm-Gruppe kommen, um mitzubestimmen, welche Filme gezeigt werden.« Die Qualität der Musik ist unter den BesucherInnen noch umstritten, bei der Auswahl der Filme geben die Besucherzahlen Hilger jedoch Recht. »Abbitte«, »Tödliche Versprechen« und »Full Metal Village«, für wen da immer noch nichts dabei war, der kann immer noch zum üblichen Semester-Abschlussevent, der »Rocky Horror Picture Show«, kommen. Wer selbst an der Studiobühne mitwirken will - Theater spielen, Regie führen, Filme auswählen - der sollte im nächsten Semester einfach mal den Infoabend der Studiobühne besuchen. Da wird auch das neue Programm vorgestellt.