Das nette Familienleben des Architekten stürzt trotz sorgfältiger Planung wegen baulicher Mängel ein. Abgesehen von dieser peinlichen Metapher sind Filmtitel und Beruf des Protagonisten Georg Winter (Josef Bierbichler) kaum von Bedeutung für Der Architekt. Das bedrückende und stellenweise dennoch witzige Familiendrama spielt während eines unfreiwilligen Kurzurlaubs - geplant oder gebaut wird wenig, dafür umso mehr verzweifelt und ziellos durch den Schnee gestolpert. Vater Georg, Mutter Eva (Hilde Van Mieghem) und die beiden erwachsenen Kinder Reh (Sandra Hüller) und Jan (Matthias Schweighöfer) werden aus ihren Alltagen gerissen und müssen auf Evas Drängen zur Beerdigung von Georgs Mutter in ein Bergkaff fahren. Auf der Fahrt kommt es auch gleich zum ersten Streit zwischen Eltern und Kindern. Denn im Privatleben ist Georg genauso ernst und angespannt wie bei der Arbeit. Schnell wird klar, dass seine Jugendliebe Hannah (Sophie Rois) einer der Gründe ist, warum er das heimatliche Dorf sonst meidet. Er kann ihr dort aber so gut es geht aus dem Weg gehen, und nach nur einem Tag will Familie Winter ohnehin schon wieder abreisen. Die einzige Straße nach draußen ist aber wetterbedingt gesperrt und die Winters müssen bleiben, eingeschneit mit ihren Problemen. Und die sind so zahl- und artenreich wie überzeugend dargestellt. Zwischen Dorfkneipe, Omas Holzhütte und jeder Menge Schnee werden ein paar dieser Probleme ausgesprochen, ein paar angedeutet und keins gelöst. Die Stärke von Der Architekt ist aber nicht die Geschichte sondern die Schauspieler. Sie tragen am meisten dazu bei, dass Familie Winter in der trostlosen gefrorenen Landschaft so hervorragend deprimieren kann.
Streit im Schnee
In Der Architekt schneien einer Familie Probleme ins Haus
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