Da haben sich wohl ein paar Leute etwas zu viel vorgenommen: Gleich 13 RegisseurInnen haben versucht, Kurzfilme zur aktuellen Lage Deutschlands zu machen. Unter den vielen KöchInnen, die diesen Brei zusammenrührten, sind Hans Steinbichler, Dani Levy und Wolfgang Becker. Auch der Initiator des Filmprojekts, Tom Tykwer, hat einen Fetzen beigesteuert. Er schickt einen Geschäftsreisenden um die langweilige, uniformierte Welt. So platt, wie es klingt, ist es auch. Und Tykwers Klage über den Verlust von Heimat und kultureller Identität ist noch nicht einmal der Tiefpunkt des Kurzfilm-Wühltischs Deutschland 09. Es scheint, als kapitulierten einige Drehbücher vor der Weite des Themas. In Abwesenheit eines roten Fadens konnten die FilmemacherInnen fast alles behandeln, und entschieden sich größtenteils für Blödsinn. Dabei sticht vor allem Beckers Beitrag Krankes Haus hervor: In einer maroden Klinik werden geplatzte Subventionsblasen und Sozialinfarkte behandelt. Selten leuchtete das Fluchtwegpiktogramm im Kino so hell. Dazwischen gibt es aber auch ein paar gute Kurzfilme, die einem in solcher Gesellschaft fast Leid tun können. Sehr politisch gehen beispielsweise Hans Weingartner und Fatih Akin vor. Sie greifen mit ihren Kurzfilmen über Andrej Holm und Murat Kurnaz, beide zu Unrecht terroristischer Aktivitäten bezichtigt, aktuellere Skandale auf. Und Isabelle Stever zeigt in ihrer Dokumentation, wie man demokratische Probleme heutzutage gerne löst: Moderiert von einer Lehrerin diskutieren Münchener GrundschülerInnen darüber, was sie an den Verhältnissen stört, und eine Lösung suchen. Am Ende bringt die Lehrerin sie mit sanftem Druck dazu, die "richtige" Entscheidung zu treffen.
Deutsches Kuddelmuddel
Deutschland 09 gibt einen misslungenen Überblick zur Lage der Nation
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