Viele Studierende in ehrenamtlich besetzten Uni-Institutionen bekommen mittlerweile die negative Auswirkungen von Studiengebühren und Bachelor-Stress zu spüren. "Man merkt, dass die ehrenamtliche Arbeit unter den Studiengebühren leidet", sagt Max Derichsweiler, Referent des Lesben- und Schwulenreferats der Uni Köln. Das Referat ist Anlaufstelle für homo- und bisexuelle Studierende und gibt jedes Semester das Vorlesungsverzeichnis Homostudien heraus. Viele von Derichsweilers MitarbeiterInnen müssen jetzt neben dem Studium arbeiten und haben weniger Zeit für die Referatsarbeit als zuvor.
Kein Wunder: Nicht nur, dass die neuen Bachelorstudiengänge verschult und zeitintensiv sind und vielen Bachelorstudierenden kaum genug freie Zeit bleibt, um neben dem Studium zu arbeiten. Die Studiengebühren verschlechtern darüber hinaus die finanzielle Situation vieler Studierender. Zahlreiche Studierende warnten deshalb vor Einführung der Gebühren und der neuen Studiengänge vor zwei Jahren davor, dass Studierenden bald keine Zeit mehr für ehrenamtliches Uni-Engagement bleibe. Dabei übernehmen Ehrenamtliche an der Uni wichtige Aufgaben. KritikerInnen von Bachelorstudiengängen und Studiengebühren fürchten eine Zukunft ohne Fachschaften, Autonome Referate oder Studierendenparlament.
Auch Derichsweiler vom Lesben- und Schwulenreferat ist zwar Lehramtsstudent, aber dennoch von der Modularisierung des Studiums betroffen. "Gerade zu Anfang meines Studiums gab es keine Beratung, weil die Institute selbst noch keine Ahnung hatten", sagt er. Eigentlich wäre er gern schon im ersten Semester ins Referat gekommen, musste sich aber erst im Uni-Chaos zurechtfinden. Bisher hat das Referat zwar noch Zulauf. Referentin Renate Bichert befürchtet aber, dass es demnächst schwieriger sein wird, Nachwuchs zu finden. Sie selbst ist Bachelorstudentin und muss neben dem Studium arbeiten. "Ich könnte die Arbeit als Referentin nicht machen, wenn ich nicht ohnehin mein Studium hätte verlängern müssen", sagt sie.
Auch den Fachschaften könnten bald die Freiwilligen ausgehen. "Eins unserer Hauptprobleme ist der auslaufende Magister", sagt Bastian Schmatz von der Fachschaft Germanistik. Bisher aktive FachschafterInnen wollen nun möglichst schnell ihre Magisterprüfung machen und stellen die Fachschaftsarbeit deshalb teilweise oder ganz ein. "Drei Leute werden zum Sommersemester komplett ihren Hut nehmen", sagt Schmatz. Dass der Stress im Bachelorstudium Studierende generell vom ehrenamtlichen Engagement abhalte, konnte die Fachschaft Germanistik bisher aber noch nicht feststellen. Unter den sieben FachschafterInnen, die in diesem Semester noch aktive sind, ist immerhin auch eine Bachelorstudentin.
Auch die Fachschaft Regionalwissenschaften/Regionalstudien Lateinamerika gibt sich bisher noch optimistisch. "Es gibt zwar sehr wenig Bachelorstudenten in den Fachschaften", sagt Fachschafter Benjamin Haas. "Aber wer sich wirklich engagieren will, der schafft es auch jetzt noch." Für ihn ist es selbstverständlich, sich neben dem Studium Zeit für die Fachschaft zu nehmen. "Ich finde es wichtig, sich in den Bereichen zu engagieren, die einen betreffen", sagt er.
Ein Problem für Bachelorstudierende sieht Haas allerdings darin, dass das Studium nur drei Jahre dauert. "Dadurch, dass das Studium so kurz ist, denken viele, es lohnt sich nicht, in einer Fachschaft mitzuarbeiten", sagt er. "Wenn man gerade angekommen ist und soziale Kontakte geknüpft hat, muss man sich auch schon Gedanken über den Abschluss machen."