Vier Wochen Orientierungspraktikum, zwölf Wochen Fachpraktikum, neun Semester Theorie. Und plötzlich steht man ratlos im Referendariat vor einer ganzen Horde pubertierender SchülerInnen und hat zwar viel theoretische, aber fast keine praktische Erfahrung. Diese Situation kommt häufig vor. Das muss aber nicht so sein.
Mit Hilfe der Kölner Kooperationsstelle Lehrerausbildung (KöKoLa) in Raum 319 E an der Humanwissenschaftlichen Fakultät können Lehramtsstudierenden seit rund zehn Jahren den Umgang mit SchülerInnen trainieren. »Vom ersten Semester an erhalten Studierende die Chance, zusätzlich zu den Pflichtpraktika in einer Vielfalt von kurz- oder längerfristigen Kooperationsprojekten mitzuwirken«, sagt die Leiterin der KöKoLa Irene Wülfrath-Wiedenmann. Sie können beispielsweise an Klassenausflügen teilnehmen, Arbeitsgemeinschaften leiten, sich in der Nachmittagsbetreuung engagieren, als RegieassistentInnen an Theaterprojekten mitarbeiten oder sogar Vertretungsunterricht übernehmen.
Während die Angebote vor ein bis zwei Jahren noch größtenteils unvergütet waren, gibt es mittlerweile immer mehr bezahlte Projekte. »So kann ich durch die Mitarbeit an den Schulen mein Geld verdienen, ohne dass ich noch einen anderen Nebenjob haben muss«, freut sich Lehramts-studentin Martina Weins. »Dadurch bleibt mehr Zeit, wichtige Erfahrungen für meinen zukünftigen Beruf zu sammeln.« Sie hat bereits an mehreren Kooperationsprojekten teilgenommen, bei denen sie viele positive Erfahrungen gemacht hat, aber auch einige brenzlige Situationen meistern musste. »Bei einer Klassenfahrt hat sich ein Junge eine Platzwunde am Kopf zugezogen«, erzählt Weins. »Mit so etwas muss man immer rechnen. Und dann heißt es schnell handeln.« Ursprünglich war die KöKoLa vor allem als Anlaufpunkt für künftige Sonderpädagogen, Grund-, Haupt- und RealschullehrerInnen gedacht. Inzwischen hält sie auch einige Angebote für angehende Gymnasial- und GesamtschullehrerInnen der Philosophischen Fakultät bereit. Bald sollen es noch mehr sein. »Im Zuge der Neustrukturierung der Fakultäten werden die Angebote für Studierende der Lehrämter Gymnasium und Gesamtschule ausgebaut«, sagt Wülfrath-Wiedenmann.
Per Mailverteiler informiert sie regelmäßig über aktuelle Kooperationsangebote. »Mit dem jeweils abschließenden Zertifikat erwerben die Studierenden Bonuspunkte für die späteren Bewerbungen. So können sie zeigen, dass sie sich bereits während der Studienzeit zusätzlich und freiwillig in der schulpraktischen Arbeit engagiert haben«, sagt die KöKoLa-Leiterin. Das wissen viele ArbeitgeberInnen ihrer Erfahrung nach zu schätzen.
Lehramtsstudentin Martina Weins ist froh, bereits während ihres Studiums Berufserfahrung sammeln zu können. »So kann man viele Sachen zwanglos ohne den Druck des Referendariats ausprobieren und wird nach dem Studium nicht ins kalte Was-ser geworfen«, sagt sie. »Jetzt gehe ich mit vielen Situationen anders um, als ich es vorher gemacht habe. Das lernt man nicht in Seminaren und Vorlesungen, sondern nur an der Schule selbst.«