"Heute schon auswendig gelernt?" fragte ein Transparent der Bildungsstreikenden. "Reiche Eltern für alle" wünschte sich eine Kölner Demonstrantin. Reichlich unkonkret und unrealistisch seien die Forderungen des Bildungsstreiks tönte es sofort aus allen Richtungen. Tatsächlich hatten sich die DemonstrantInnen viel vorgenommen: Der Protest der Studierenden richtet sich unter anderem gegen die Ökonomisierung von Bildung, Studiengebühren und genormte Studienpläne. Die Streikenden fordern die Abschaffung von Bachelor und Master in ihrer derzeitigen Form und kritisieren die geringe Anzahl von Masterplätzen. Sie wollen statt Elitenbildung demokratische Hochschulen und den Zugang zu selbstbestimmter Bildung für alle.
Aber nicht nur die Studierenden protestierten. SchülerInnen kritisieren das selektive mehrgliedrige Schulsystem, G8 und ihre zu großen Klassen. Selbst Probleme, die nicht direkt mit dem Bildungssystem zusammenhängen, wurden im Bildungsstreik aufgegriffen. So richtete sich die Resolution der Kölner Vollversammlung auch gegen prekäre Arbeitsverhältnisse und Zeitarbeit, nicht nur im Bildungssektor. Markus, ein Informatiker, der seit drei Jahren in Zeitarbeit beschäftigt ist, hat mitdemonstriert. »Wenn sich jeder nur an den Kämpfen beteiligt, die ihn selbst direkt betreffen, hat man überall zu wenig Leute«, sagt er. Bildungs- und Forschungsministerin Annette Schavan bezeichnete den Bildungsstreik zunächst als "gestrig", musste aber bald einsehen, dass sie sich damit keine Freunde machte. Hastig lud sie Vertreter der Protestierenden zu einer Bologna-Konferenz ein. Ein damit erreichtes Ziel des Bildungsstreiks war gewesen, bundesweit eine Diskussion über die Zukunft des Bildungssystems anzuregen. Trotzdem setzte der Bildungsstreik hauptsächlich auf lokale Bündnisse. Denn die konkrete Umsetzung der Bologna-Richtlinien obliegt den Universitäten.
Über den Bildungsstreik erschienen in dieser Ausgabe außerdem folgende Artikel:
Eine Woche Bildungsstreik - was bleibt?