Ouvertüre

Von Redaktion

Viele haben es geahnt, jetzt ist es amtlich: Rektor Axel Freimuth hat Angst vor Studierenden. Vor allem vor solchen, die für ihre Rechte kämpfen - denn mit Rechten scheint er es ohnehin nicht so zu haben. Um Bildungsstreikende davon abzuhalten, die Aula 2 zu besetzen, heuerte er einen Trupp Türsteher an, der sich in der Aula postierte. Und dabei gleich noch die etwa 300 Studierenden, die dort eine Psychologie-Vorlesung besuchten, im Auge behielten. Die hätten ja beschließen können, die Aula zu besetzen, in der sie sowieso schon saßen. Mag sich Freimuth gedacht haben. Was genau er sonst so von Studierenden befürchtet, darüber kann man nur spekulieren. Farbbeutel vielleicht, faule Eier, Maschinenpistolen.

Die vorangegangene Besetzung der Aula 1 mag diese Befürchtungen nicht so recht bestätigenden, den bewaffneten Kampf planten die BesetzerInnen eher nicht. Ihre Besetzungsagenda alias »Alternatives Bildungsprogramm« zeugte vielmehr von äußerst entspanntem Vorgehen: Ein bisschen Marx, dann vegane Volxküche und Kundalini-Yoga. Wikipedia lehrt: »Das Ziel des Kundalini-Yoga ist die Erweckung der Kundalini und ihr Aufsteigen durch die Chakren ins oberste Chakra, das Sahasrara, um Erleuchtung zu erfahren.« Dass Freimuth als alter CDU-Mann Marx nicht mag, liegt nahe. War ja auch ziemlich radikal, der Gute, hat von Revolution und solchen Dingen geschrieben. Leicht verwirrend ist dagegen Freimuths offensichtliche Einschätzung des Kundalini-Yoga als revolutionsvorbereitende Tätigkeit. Wacht er des Nachts schweißesnass auf, weil ihm träumte, eine wütende Studentin sei auf ihn zugestürzt und habe gebrüllt »Ich ramme dir gleich mein Pranayama in dein dreckiges Chakra?« Schaudert ihn insgeheim vor Sojaschnitzen? Man weiß es nicht. Fest steht: Studierende sollten Freimuth besser aus dem Weg gehen. Irgendwann könnten ihm ja die netten Türsteher von nebenan nicht mehr das nötige Gefühl von Sicherheit vor den tobenden Studierenden vermitteln. Womit er sich dann gegen den Mob zur Wehr setzen will, das will lieber gar nicht wissen

die Redaktion