Der Moment, in dem sich Sayra und Casper zum ersten Mal begegnen, ist für beide ein Neubeginn. Er bricht mit einer der gefährlichsten kriminellen Organisationen der Welt, indem er die junge Frau davor rettet, von einem ihrer Mitglieder vergewaltigt zu werden. Was Sayra von da ab an Casper bindet, ist jedoch keine Dankbarkeit, sondern der Wunsch nach etwas Echtem, Menschlichem. In einer wilden Mischung aus pittoresken und fast dokumentarischen Bildern zeigt Regisseur Cary Fukunaga in Sin Nombre Mexikos brutales Gesicht. Dabei beschränkt er sich glücklicherweise nicht auf Gut und Böse, sondern betont die Ambivalenz seiner Charaktere: Er zeigt den Vater, der erst sein Kind umsorgt und dann eine Frau vergewaltigt. Oder ein Kind, das einen Mord begeht und später mit glänzenden Augen seinen Freunden die Tatwaffe zeigt. So gelingt Fukunaga ein Porträt, das neben persönlichen Dramen vor allem eins zeigt: den Alltag in einem Land, das immer wieder wegen seiner hohen Kriminalitätsrate in die Schlagzeilen gerät. Bereits angelaufen.