Seit er als junger Mann aus Marokko nach Paris gekommen ist, hat Mohammed in einer Renault-Fabrik gearbeitet. Er war immer pünktlich und hat sich keine Fehler zuschulden kommen lassen. Als er das festgelegte Rentenalter erreicht, ist es damit vorbei. Nicht mehr arbeiten zu gehen ist für ihn ein unerträglicher Gedanke, denn die Rente reißt ihn aus dem Alltag und lässt ihn überflüssig werden. Das ist für ihn schlimmer als der Tod.
Mohammed beginnt über sein Leben nachzudenken. Von seinen fünf Kindern weiß er kaum etwas. »Lafrance«, wie er es nennt, ist Schuld, dass sie keinen Bezug zu ihrer Herkunft haben und deshalb auch nicht zu ihm. Denn er ist auch nach 40 Jahren noch durch und durch Marokkaner. Er ist überzeugt, seine Pflichten als Moslem, Familienvater und Arbeiter erfüllt zu haben. Doch seine Kinder sehen das anders. Sie finden ihn langweilig und machen sich über ihn lustig, weil er nie richtig Französisch gelernt hat. Sie werfen ihm vor, unsichtbar zu sein und sich nicht zu integrieren.
Der marokkanische Autor Tahar Ben Jelloun, der in Paris lebt, hat sich in seinem neuesten Roman dem Thema Migration von einer ungewohnten Seite genähert. In Zurückkehren geht es um das Verhältnis von MigrantInnenkindern zu ihren Eltern. Die Kinder betrachten sich als Französinnen und Franzosen und leben ihr Leben ganz europäisch, ohne Bezug zur Herkunft ihrer Eltern. Für die Eltern ist das enttäuschend, und so tut sich in den Familien eine Kluft des Unverständnisses auf.
Wie gewohnt gelingt es Ben Jelloun, seine Charaktere so zum Leben zu erwecken, dass man den Eindruck gewinnt, sie persönlich zu kennen. Der Schluss ist indes überraschend: Der so vernünftige und bedächtige Mohammed fasst den Entschluss, in seinem Heimatdorf ein riesiges Haus zu bauen - und seine Geschichte verwandelt sich in ein Märchen ohne Happy End.