Luziaona Gonzalez Tejon konnte es kaum glauben. Als er Hilfe bei einigen Problemen brauchte, wollte er sich an das Autonome AusländerInnenreferat (A-Ref) wenden. Doch er musste feststellen, dass es diese Institution seit drei Jahren nicht mehr gibt. »Ich war empört, so etwas geht einfach nicht«, sagt Tejon, der Regionalwissenschaften Lateinamerikas studiert. Der gebürtige Spanier entschloss sich, in Zukunft selbst die 8000 AusländerInnen der Uni Köln zu unterstützen. Zusammen mit dem Kroaten Jure Botica und der Peruanerin Navina Sanchez Ibrahim bildet Tejon den Rat des Anfang Juni inzwischen neu eingerichteten A-Ref.
Das Referat wurde 2008 aufgelöst, weil einige Mitglieder mit der rechtsextremen türkischen »Partei der Nationalistischen Bewegung« sympathisierten und unter anderem Veranstaltungen unterstützten, die den türkischen Völkermord an den ArmenierInnen verharmlosten. Zudem posierten sie beim Onlineportal StudiVZ auf Fotos mit dem Gruß der Grauen Wölfe. So werden die Mitglieder der »Partei der Nationalistischen Bewegung« genannt. Aus diesem Grund besagt die neue Satzung, dass im sechsköpfigen Rat jede Nationalität - bis auf die deutsche - höchstens einmal vertreten sein darf. Der sechste Posten hingegen darf von einem deutschen Mitglied besetzt werden. Das stößt nicht überall auf Zustimmung. »Es ist ein schlechter Kompromiss«, sagt der AStA-Vorsitzende Jonas Thiele. Er kritisiert auch die Arbeit des Studierendenparlaments (SP), das das Thema über lange Zeit ignoriert habe. Es sei schwierig gewesen, eine Satzung auszuarbeiten, die die Autonomie des Referats wahrt und gleichzeitig für eine bessere Kontrolle sorgt, um beispielsweise eine erneute Unterwanderung durch bestimmte Gruppen zu verhindern. Der Kompromiss: Ein Mal pro Semester muss das AusländerInnenreferat dem SP Bericht erstatten. Die Fraktionen des SP konnten sich bei der Ausarbeitung der neuen Satzung, bestehend aus 26 Paragraphen mit 61 Absätzen, lange Zeit nicht einigen.
Von diesen Problemen wollen Botica, Sanchez Ibrahim und Gonzalez Tejon erstmal nichts wissen. Für sie zählt vor allem, dass sie das Referat zu einer gefragten Anlaufstelle machen und mehr Mitglieder gewinnen. Ihnen stehen - wie jedem autonomen Referat - 6000 Euro pro Semester zur Verfügung. Ihr Büro teilen sie sich derzeit mit dem Autonomen Behindertenreferat im AStA-Café Unikum. Der Beginn war für die Drei eher enttäuschend. Als Anfang Juni eine konstituierende Sitzung einberufen wurde, bei der Studierende mit ausländischem Pass den Rat des neuen A-Refs wählen sollten, erschien bis auf die drei heutigen Ratsmitglieder niemand. Somit bilden sie zu dritt den eigentlich sechsköpfigen Rat. Jure Botica war fassungslos. »Ehrlich gesagt war ich schockiert, weil ich weiß was für Probleme Ausländer hier haben«, sagt der Student der Geschichte und Slavistik. Navina Sanchez Ibrahim, die Sprachen und Kulturen Afrikas und Sprachen und Kulturen der islamischen Welt studiert, stimmt ihm zu. »An der Uni Köln muss man zu unabhängig sein, das ist vor allem für ausländische Studienanfänger schwierig.« Jure Botica will als erstes professionellere Strukuren schaffen, eine neue E-Mail-Adresse oder einen Internetauftritt zum Beispiel. Auf der jetzigen Internetseite des A-Refs präsentiert sich noch immer der Vorstand von vor dreieinhalb Jahren.