Ob Studienkonten oder Studiengebühren, ob Bildungsgutscheine oder Dienstrechtsreform, fast alle Diskussionsansätze im Rahmen der so genannten Bildungsreform haben eines gemeinsam: Dahinter steht das 1994 von der Bertelsmann Stiftung in Kooperation mit der Hochschulrektorenkonferenz gegründete Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) - nach eigener Auffassung »Denkfabrik und Berater des deutschen Hochschulsystems«.
»Gemeinsam mit Hochschulen und Ländern Gestaltungsräume zu schaffen«, hat sich das CHE auf seine Fahne geschrieben. Gestaltungsräume, die es mit marktliberalen Kriterien zu füllen gilt. »Wettbewerbsfähigkeit«, »Wirtschaftlichkeit« und »Profilierung« heißen die Zauberworte für die Hochschulen in Deutschland. Auch der internationale Vergleich dürfe nicht aus dem Blick geraten.
Dass das CHE mit diesen Vorgaben zu den größten BefürworterInnen von Studiengebühren gehört, überrascht nicht. So konnte Detlef Müller-Böling, der Leiter des CHE, im Juli 2000 anlässlich der Präsentation einer vom CHE in Zusammenarbeit mit forsa durchgeführten Umfrage unter BürgerInnen zum Thema Studiengebühren jubilieren: »Es ist Zeit für den Wettbewerb im Föderalstaat. Bundesländer, die Gebührensysteme erproben wollen, sollten nun endlich die Chance dazu erhalten.« In der Umfrage hatten sich 52 Prozent der Befragten für Studiengebühren ausgesprochen; unter der Voraussetzung, dass die Einnahmen in vollem Umfang den Hochschulen zur Verfügung gestellt werden. Dies ist freilich bei keinem der bisher praktizierten oder geplanten Modelle der Fall.
Im Falle des so genannten australischen Modells - Studiengebühren werden zunächst vom Staat in Form eines Darlehens vorfinanziert, das nach dem Ende des Studiums einkommensabhängig zurückgezahlt werden muss - lag die Zustimmung bei 67 Prozent. Müller-Böling konnte daher vermelden, dass sich damit die Politik, die ein umfassendes Gebührenverbot anstrebe, vom »Willen der Bürger« entferne. Auch der (Teil)Rückzug des Staates aus der Bildungsfinanzierung steht für Müller-Böling auf der Agenda ganz weit oben. Werde doch gerade durch die Finanzierung der Hochschulen über Studiengebühren »eine konsistente Verbindung zwischen privater und staatlicher Bildungsfinanzierung« geschaffen.
Das CHE bezieht sich bei seiner Forderung nach der Einführung von Studiengebühren nicht auf so genannte Langzeitstudiengebühren, wie sie etwa das von der nordrhein-westfälischen Bildungsministerin Gabriele Behler (SPD) und vom rheinland-pfälzischen Bildungsminister Jürgen Zöllner (SPD) vorgestellte Studienkontenmodell vorsieht. Vielmehr müssten Studiengebühren allgemein eingeführt werden. Laut Müller-Böling dürfe nicht mehr über das »ob«, sondern nur noch über das »wie« diskutiert werden.