Mit der Ernennung eines neuen Direktors haben die Auseinandersetzungen um das Hannah-Arendt-Institut in Dresden einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Der bayrische Politikwissenschaftler Heinrich Oberreuter wird das an der Technischen Universität Dresden angesiedelte Institut für Totalitarismusforschung bis zum Abschluss eines regulären Berufungsverfahrens leiten.
Der bisherige Institutschef Klaus-Dietmar Henke hatte seinen Posten zum 31. Januar räumen müssen, nachdem das Kuratorium des Instituts seinen Vertrag nicht verlängert hatte. Der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands kritisierte diese Entscheidung, die ohne ein Votum des wissenschaftlichen Beirats des Instituts getroffen worden war. Diese Vorgehen stelle eine Missachtung der international üblichen Verfahren dar, heißt es in einer Resolution des Verbandes. Auch im Beirat regte sich Widerstand: Der Holocaustforscher Saul Friedländer und drei weitere Beiratsmitglieder beendeten ihre Zusammenarbeit mit dem Institut.
Auslöser der personellen Querelen im Institut war ein Text des Institutsmitarbeiters Lothar Fritze. In der Frankfurter Rundschau hatte Fritze dem Hitler-Attentäter Georg Elser die moralische Rechtfertigung abgesprochen. Der stellvertretende Institutsdirektor Uwe Backes hatte Fritze zu der Veröffentlichung seines Textes ermutigt. Sowohl Henke als auch der wissenschaftliche Beirat distanzierten sich daraufhin von Fritze und forderten die Entlassung von Backes. Das Kuratorium lehnte dies ab und verlängerte dagegen den Vertrag mit Henke nicht.