Das NS-Dokumentationszentrum in Köln soll nach Plänen der Stadtverwaltung mit dem lokalen Stadtmuseum organisatorisch zusammengelegt werden. Die Bildungs- und Gedenkstätte im Kölner EL-DE-Haus, der ehemaligen Gestapo-Zentrale der Stadt, würde dadurch ihre Unabhängigkeit verlieren, außerdem hätte sie keine eigenständige wissenschaftliche Leitung mehr. Stadtmuseum und EL-DE-Haus sollen eineN gemeinsameN DirektorIn bekommen, wenn der jetzige Leiter des Dokumentationszentrums, Professor Horst Matzerath, im Mai in Pension geht.
Offiziell wird in Köln die Haushaltskonsolidierung als Grund angegeben. KritikerInnen vermuten jedoch, dass die Stadt für den bisherigen Chef des Stadtmuseums, Werner Schäfke, einen neuen Posten braucht. Schäfke wurde zuletzt vorgeworfen, sich beim Erwerb und Verkauf von Museumsexponaten nicht korrekt verhalten zu haben. Allerdings wird er erst 2009 pensioniert. Bis dahin soll er ein neu zu schaffendes »Referat wissenschaftliche Stadtgeschichte« leiten.
Das NS-Dokumentationszentrum hat sich in den letzten Jahren mit der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit der Stadt einen Namen gemacht. Im Keller des Gebäudes sind noch die Gefängniszellen erhalten, mit Inschriften der Opfer an den Wänden. ZwangsarbeiterInnen, die bei der Flucht erwischt wurden, waren hier eingesperrt, im Hof fanden Hinrichtungen statt. Heute ist das Haus deshalb Gedenkstätte. Zu seinen Arbeitsbereichen zählen etwa Betreuung und Besuchsprogramm für ehemalige ZwangsarbeiterInnen, Bildungsarbeit und wissenschaftliche Forschung.
Der Förderverein des EL-DE-Hauses, die Synagogengemeinde Köln und das Friedensbildungswerk haben die geplante Zusammenlegung kritisiert. »Die Arbeit des Zentrums unterscheidet sich erheblich vom Auftrag eines Museums«, sagt Peter Liebermann vom Förderverein und verweist auf die pädagogische Arbeit, die »eh' schon unterbesetzt« ablaufe. Durch die Zusammenlegung werde das »eigenständige Profil« des EL-DE-Hauses als »Gedenk-, Forschungs-, Dokumentations- und Bildungsstätte« gefährdet.
Bei der Synagogengemeinde Köln wird gar befürchtet, womöglich einen Teil der Arbeit aufgebürdet zu bekommen, sollten dem EL-DE-Haus weniger Mittel zur Verfügung stehen. Die Synagogengemeinde steht in regen Kontakt mit dem Förderverein und arbeitet auch sonst mit dem Dokumentationszentrum zusammen. Vorstandsmitglied Alexander Alter nennt die Zusammenlegung »politisch das falsche Signal«: Das Thema Nationalsozialismus dürfe nicht »konserviert« werden, sondern müsse »zukunftsorientiert« behandelt werden. Das EL-DE-Haus sei »einzigartig«.
Als Bildungseinrichtung ist auch das Friedensbildungswerk auf die wissenschaftliche Forschungsarbeit im EL-DE-Haus angewiesen, bekräftigt Roland Schüler vom Friedensbildungswerk. So werde etwa der Auschwitz-Gedenktag, der 27. Januar, in Köln inhaltlich vom NS-Dokumentationszentrum geplant.
Peter Liebermann hat den Verdacht, dass das Thema Nationalsozialismus ins Museum abgeschoben und »historisiert« werden solle. In Gesprächen mit VertreterInnen von Stadt, Verwaltung und Parteien sei ihm oft gesagt worden, »60 Jahre nach Kriegsende könnte man doch mal darüber nachdenken«.
Die beiden regierenden Parteien, CDU und FDP, begrüßen die Pläne der Stadtverwaltung. Die SPD befürchtet dagegen, dass das EL-DE-Haus an der Seite des Stadtmuseums »verkümmert«. Bündnisgrüne und PDS kritisieren die Pläne der Verwaltung gleichlautend als »Nacht- und Nebelaktion«. Die »erschütternden Inschriften der Insassen in der Gestapo-Haft« sollten »politisch übertüncht« werden, wirft Wolfgang Breuer von der PDS/Offene Liste der Verwaltung vor. Außerdem würden die Inschriften für »kölschtümelnde Geschichtsklitterung« missbraucht.