Shoppen in Auschwitz

Von Jörg Huwer

Die polnische Supermarktkette Maja darf in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz ein Einkaufszentrum eröffnen. Dies entschied der Bürgermeister von Oswiecim (Auschwitz), Jozef Krawczyk. Unter der Auflage, an der dem Lager zugewandten Seite keine Werbung anzubringen, soll nun eine Ladenzeile inklusive Restaurant und Parkplatz eingerichtet werden.

Damit setzten sich die örtlichen Behörden in der bereits seit 1996 andauernden Kontroverse über die Einwände mehrerer jüdischer Organisationen hinweg. »Der Ort, an dem das Einkaufszentrum entstehen soll, liegt anderthalb Kilometer vom Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau entfernt«, so Krawczyk. Die Einwände der GegnerInnen des Vorhabens seien unangebracht, da die Bestimmungen über die Schutzzone rund um die Gedenkstätte eingehalten würden. Während der Verband der Jüdischen Gemeinden in Polen den getroffenen Kompromiss begrüßt, hält unter anderen das Simon-Wiesenthal-Zentrum weiter an seiner Kritik fest.

Auf dem betroffenen Gelände befinden sich die Gebäude der ehemaligen Gerberei, in denen Häftlinge Zwangsarbeit verrichten mussten. Außerdem wurden dort Wertgegenstände, Schuhe und Haare der Opfer sortiert und aufbewahrt. Nach dem Krieg wurde in den Räumen zunächst eine Lederfabrik untergebracht, in den Neunzigerjahren eine Diskothek, die allerdings nach heftigen Protesten wieder geschlossen werden musste.