Die deutschen Privat-Universitäten - bisher als Ausbildungshorte künftiger Führungskräfte und als Vorreiterinnen der Liberalisierung des Bildungssystems gerühmt - sind unter Druck geraten: Seit der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft Anfang des Jahres die Ergebnisse seiner Tagung zu privaten Hochschulen veröffentlichte, stehen diese aufgrund der mäßig ausgefallenen Beurteilung unter erhöhtem Legitimationszwang. Zudem kündigte die baden-württembergische Landesregierung Ende April an, die staatlichen Subventionen der bisher von ihr unterstützen privaten Hochschulen nach 2004 auslaufen zu lassen.
Noch während des Gründungsbooms vor fünf Jahren prophezeite Manfred Erhardt, Generalsekretär des Stifterverbands: »Hier erwächst den staatlichen Hochschulen eine private Konkurrenz«. Statt dieser Hochstimmung scheint nun Skepsis angebracht - legt die aktuelle Bewertung des Stifterverbandes doch nahe, dass die Mehrheit der begutachteten privaten Hochschulen keineswegs den staatlichen Einrichtungen generell überlegen ist. Dies wäre aber notwendig, um die teilweise mehr als 30000 Euro betragenden Studiengebühren zu rechtfertigen. Das Fazit der Verbands-Jury veranlasste das manager-magazin, von einer »Schein-Elite« zu sprechen. Selbst die etablierten Einrichtungen seien »noch immer weit von ihren US-Vorbildern Harvard und Stanford entfernt.«
Insgesamt konnten lediglich zwei von 16 Privathochschulen in allen vier Bewertungskategorien (Profil, Qualitätssicherung, Kooperation, Finanzierung) gänzlich überzeugen. Als positiv wurden allgemein die guten Beratungs- und Betreuungsangebote hervorgehoben. Ansatzpunkte für Kritik ergaben sich vor allem aus der häufig langfristig ungesicherten Finanzierung sowie den teilweise unklaren Möglichkeiten der Zertifizierung und der Anerkennung angebotener Abschlüsse. Die den Privaten offenstehenden Freiräume würden oft nicht angemessen genutzt - beispielsweise präsentiere sich das Profil einer auf Betriebswirtschaft spezialisierten Graduate School in Hannover, die immerhin 20500 Euro Studiengebühr verlangt, als »unoriginelle Kopie eines amerikanischen Studienkonzeptes.«
Erstaunt zeigten sich Mitglieder der Verbands-Jury zudem darüber, wie wenig sich einige Hochschulen um eine überzeugende Selbstdarstellung bemühten. Ein Rektor habe mit einer persönlichen E-Mail-Adresse für alle StudentInnen als besonderen Service geworben - mittlerweile eine Selbstverständlichkeit an deutschen Hochschulen.
Das Nichteinlösen der hehren Ansprüche hat das Land Baden-Württemberg nun offenbar dazu bewogen, sich aus der Finanzierung privater Hochschulinitiativen zurückzuziehen. Allerdings soll die Kooperation nicht ganz aufgegeben werden: »Wir stellen für die privaten Hochschulen unser Wissen zur Verfügung, aber nicht unser Geld«, so Wissenschaftsminister Peter Frankenberg (CDU).
Schon länger war die staatliche Unterstützung nicht-öffentlicher Hochschulen kritisiert worden, etwa von Klaus Landfried, dem Präsidenten der Hochschulrektorenkonferenz (HRK). Ansonsten ein Fürsprecher privater Initiativen stellte er mit Blick auf die chronische Unterfinanzierung staatlicher Hochschulen fest: »Wo privat drauf steht, muss ganz überwiegend privat drin sein.« Konkret bemängelte er die Anschubfinanzierung der Stadt Bremen für die International University in Höhe von 230 Millionen Mark. Auch Nordrhein-Westfalen fördert die Privathochschulen - beispielweise wird die Universität Witten/Herdecke mit zirka 5,1 Millionen Euro jährlich gesponsert.
Ein Ende der staatlichen Unterstützung könnte für die privaten Einrichtungen fatale Folgen haben, denn auch die Wirtschaft zeigt bislang eher mäßiges Interesse, sich finanziell zu engagieren. Bereits 1998 erklärte der Präsident des Vereins Deutscher Ingenieure, Hubertus Christ: »Die Wirtschaft kann nicht alles bezahlen«. Zaghaft zeigen sich momentan auch die bei der Gründung der Berliner European School for Management & Technology federführenden Konzerne Allianz, DaimlerChrysler, E.ON und ThyssenKrupp: Zwar bekunden sie ihr Interesse, zur Unterbringung der Privathochschule das ehemalige Staatsratsgebäude in Berlin - geschätzter Immobilienwert ungefähr hundert Millionen Euro - zu übernehmen. Sie wollen dafür aber nicht mehr als die symbolische Summe von einem Euro bieten.
Seit 1990 hat sich die Zahl der nichtstaatlichen Hochschulen mehr als verdreifacht. Momentan existieren zirka 110 dieser Einrichtungen, mehr als die Hälfte davon in kirchlicher Trägerschaft.