Die rot-grüne Bundesregierung hat offensichtlich versucht, die Veröffentlichung eines brisanten Vergleichs der europäischen Bildungssysteme aufgrund des schlechten Abschneidens der Bundesrepublik vor der Bundestagswahl am 22. September zu verhindern. Ein für den 17. September angekündigtes Pressegespräch des Bundesministeriums für Bildung und Forschung wurde kurzerhand abgesagt.
In einem Telefongespräch mit der philtrat am 19. September räumte die für Hochschulen zuständige Abteilung 3 des Bildungsministeriums ein, aus Rücksicht auf den Wahlkampf die Veröffentlichung bewusst zurückgehalten zu haben. Auch die mit der Durchführung der Studie beauftragte Hochschul-Informations-System GmbH (HIS) wollte die Verschiebung aus wahltaktischen Gründen nicht ausdrücklich dementieren.
Ähnlich wie die PISA-Studie stellt der gerade bekannt gewordene Euro Student Report der deutschen Bildungspolitik ein verheerendes Zeugnis aus. Mangelnde finanzielle Unterstützung der StudentInnen halte in Deutschland so genannte bildungsferne Schichten vom Studium ab. Ganz anders kommt Finnland in der Untersuchung weg, das wieder einmal zu den Testsiegern gehört. Die Sozialstudie hatte die Zusammenhänge zwischen sozialer Herkunft und Bildungsbeteiligung in den einzelnen europäischen Ländern untersucht und bestätigte einmal mehr, dass gerade in Deutschland im Bildungssektor nach Einkommen selektiert wird.
VertreterInnen des Aktionsbündnisses gegen Studiengebühren (ABS) machten die noch nicht veröffentlichte Studie, die schon auf den Internetseiten des HIS lag, aber noch nicht verlinkt war, über eine Internetsuchmaschine ausfindig und veröffentlichten die Ergebnisse per Presseerklärung. Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) wies die Vorwürfe der absichtlichen Zurückhaltung seitens des ABS als »absurd« zurück.
Inzwischen ist die Studie aus dem Netz entfernt worden. Der Presse gegenüber ließ man verlauten, dass eine öffentliche Vorstellung der Studie nicht mehr geplant sei.
Derweil ging der Kampf gegen Studiengebühren in Nordrhein-Westfalen auch in den Semesterferien weiter. So übergab der NRW-Ableger des ABS am 10. September dem nordrhein-westfälischen Bildungsministerium in einer spektakulären Aktion über 117000 Unterschriften gegen Studiengebühren. Rote und grüne Kopien der Unterschriftenlisten zierten dabei eine über 3,5 Kilometer lange Wäscheleine vor dem Landtag.
Mehr über den Euro Student Report und die Unterschriftenübergabe des ABS auf den Seiten 2 und 3.