Olli Hernberg ist Mitglied der EU-kritischen Jugend Finnlands. Er studiert Datenkommunikation und nahm Mitte September am Bildungsforum von Education is not for sale in Köln teil, das sich unter anderem mit dem General Agreement on Trade in Services (GATS) beschäftigte. Für die philtrat sprach Dirk Eckert mit ihm über die bildungspolitische Lage in Finnland.
Wie ist die bildungspolitische Situation in Finnland?
Nächstes Jahr sollen bei uns private Universitäten entstehen. Das wirft einige Fragen auf. Das GATS-Abkommen ist deshalb problematisch, weil es langfristig zur Gründung von Privatuniversitäten führen wird. Diese werden sicher staatliche Gelder verbrauchen.
Ist geplant, Geld von den Studierenden zu verlangen?
Es gab mal den Plan, Gutscheine einzuführen, mit denen man für sein Studium bezahlen muss. Möglicherweise würden diese Gutscheine zu Beginn für alle Bürger Finnlands kostenlos verteilt. Das könnte zunächst mal bedeuten, dass weniger ausländische Studierende nach Finnland kämen. Wir befürchten natürlich, dass die Gutscheine nach einer Weile nur noch gegen Geld abgegeben würden.
Gibt es eine studentische Bewegung gegen Studiengebühren, Privatisierung oder GATS?
Nein. Aber viele Nichtregierungsorganisationen werben dafür, jeden mit einem anständigen Grundeinkommen zu versorgen. Das ist, wie ich finde, ein realistischeres Verfahren in einer modernen Welt. Es müsste eine Art grundlegender sozialer Sicherung eingeführt werden, die alle diese Fälle abdeckt. Nicht nur ein System für Studierende.
Ist das GATS ein Thema in Finnland?
Ja, in Nichtregierungsorganisationen ist es eines der Themen mit höchster Priorität. Wir haben bereits eine Reihe lokaler Sozialforen gegründet. In drei Städten werden demnächst größere Foren folgen. Dort werden dann Themen wie GATS und was man dagegen machen kann diskutiert.
Wie beurteilen Sie Ihren Besuch beim Bildungsforum?
Wir sind hergekommen, um mehr über die Studierendenbewegungen in Europa zu erfahren, was sie an Aktionen gegen Privatisierung planen. Jetzt wissen wir, dass es in vielen Ländern verschiedene Systeme gibt, manche besser, manche schlechter. Aber die großen Themen, Globalisierung und Freihandel, treffen uns früher oder später alle.