»Wir müssen unsere Revolution in Bildern erzählen«, soll Fidel Castro nach dem Sieg der kubanischen Aufstandsbewegung gegen die Batista-Diktatur 1959 verkündet haben. Glücklicherweise befanden sich in seinem Revolutionsheer auch einige talentierte FotografInnen. Zu den bekanntesten zählen Alberto Korda, Osvaldo Salas und dessen Sohn Roberto. Sie und andere sollten fortan selbst mit ihren flüchtigsten Schnappschüssen Material zur späteren Popularisierung des kubanischen Unabhängigkeitskampfes liefern; beispielsweise das millionenfach vervielfältigte Guevara-Portrait von Korda, welches ursprünglich nur ein vergrößerter Ausschnitt aus dem Hintergrund eines Auftritts von Castro war. Neben den Bildern trug zudem die Redseligkeit der FotopionierInnen zur Anekdoten- und Legendenbildung bei.
Gleich zwei kubanische Ikonen und eine für die improvisierte Atmosphäre unter der damals jungen Castro-Regierung typische Geschichte birgt die nebenstehende Aufnahme, die Roberto Salas - damals gerade zum persönlichen Fotografen des Máximo Líder ernannt - am 16. Mai 1960 gelang. Sie zeigt Fidel Castro und den Wahl-Kubaner Ernest Hemingway bei der Preisverleihung des 10th Annual Hemingway Fishing Tournament im Barlovento Yacht Club. Ursprünglich war der revolutionäre Ministerpräsident lediglich zur Pokalvergabe gekommen, wurde aber nach einigem Zieren zur Teilnahme am Hochseefischfang überredet und konnte natürlich prompt mit dem von ihm erlegten Marlin den ersten Platz belegen. Trotz seines vorbildlichen Einsatzes und einiger Blessuren an den Handflächen blieb Hemingway nur die Aufgabe, gleich drei Siegestrophäen an Castro zu überreichen.
Der amerikanische Prototyp Hemingway und das neue Sportfischertalent Castro hätten trotz ihrer sportlichen Rivalität ein gutes Verhältnis gepflegt, erinnerte sich Salas. Nach eigener Aussage soll Castro die Taktik des Guerilla-Kampfes durch den Bürgerkriegsroman Wem die Stunde schlägt seines Lieblingsautors Hemingway gelernt haben. Salas widerspricht der gängigen Meinung, dass das Treffen im Yachtclub das einzige der beiden gewesen sein soll. Vielmehr habe der Literaturnobelpreisträger Hemingway den kubanischen Staatschef etwas später auf seine Finca eingeladen, wo Castro auch übernachtete.