Ende Oktober hat sich in Bochum die Initiative Osteuropastudierender (IOS) gegründet. Die Organisation, die auf eine Initiative der Fachschaft Slawistik an der Universität Münster zurückgeht, hat sich das Ziel gesetzt, »Einfluss auf die Gestaltung der osteuropäischen Studien in Deutschland« zu nehmen und sich für einen Stopp »unkontrollierter Zerstörung wissenschaftlicher Standorte« einzusetzen. Unterstützt wird sie von akademischen Fachverbänden, so zum Beispiel von der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde, dem Deutschen Akademischen Austauschdienst, dem Verband der Hochschullehrer für Slawistik und dem Verband der Osteuropahistorikerinnen und Osteuropahistoriker.
Die Organisation soll Kontakt zu kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Vereinigungen halten. Weiterhin ist geplant, sich aktiv an der Gestaltung und Attraktivitätssteigerung von Studiengängen zu beteiligen. Auf Initiative von Peter Albers und Klaus Topitsch, die beide Slawistik in Münster studieren, war im Frühjahr zunächst ein loses interdisziplinäres Netzwerk entstanden, dem zirka hundert StudentInnen angehörten. Es wurden Zustandsberichte der einzelnen Hochschulstandorten gesammelt, Missstände aufgezeigt und regionale Arbeitsgruppen geschaffen. Besonders engagiert war die Regionalinitiative Berlin-Brandenburg, Ostblick, die für dieses Semester einen Studienführer der Region Berlin-Brandenburg herausgegeben hat.
Mit der neu geschaffenen Initiative soll jetzt StudentInnen eine bundesweite Organisationsform gegeben werden. Es existiert bereits eine Mailingliste, die als integraler und dauerhafter Bestandteil des Forums vorgesehen ist und den Austausch bei praktischen Belangen des Studiums ermöglichen soll. Zudem sollen die Interessen der fachspezifischen StudentInnenschaft wahrgenommen werden, unter anderem durch die Entsendung von VertreterInnen zu wichtigen Fachtagungen.
Der Anlass für die Gründung der IOS war die Schließung des Fachbereiches Slawistik an der Universität Münster. In den letzten Jahren waren vor allem Geisteswissenschaften und insbesondere so genannte Orchideenfächer von Kürzungen beziehungsweise Schließungen betroffen. Begründet werden die Maßnahmen mit angeblich fehlenden finanziellen Kapazitäten des Staates. So wurden zum Beispiel im Rahmen des so genannten Qualitätspaktes zahlreiche Stellen des Fachbereichs Slawistik an der Universität Köln gestrichen.
Angesichts derartiger Probleme stelle sich die Frage, welche Kompetenz Fächer wie Slawistik beziehungsweise Philologien im Allgemeinen vermitteln müssten, um von der Politik akzeptiert zu werden, erklärte der Russlandbeauftragte des Landes NRW, Karl Eiermacher, im Verlauf des Gründungskongresses der IOS. Es komme gar nicht darauf an, alles zu wissen, sondern Exemplarwissen und Erfahrungen herzustellen. Die Universitäten sollten, so Eiermacher, Fragen stimulieren - und zwar ungewöhnliche Fragen.
Für eine bundesweite Bestandsaufnahme benötigt die Initiative Informationen über Zustand und Perspektive der einzelnen Fachbereiche - und engagierte StudentInnen, die vor Ort diese Daten aufbereiten und sich überregional austauschen. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite: www.osteuropastudis.gmxhome.de.