Gutherzigkeit, werte Leserinnen und Leser, zahlt sich nicht immer aus. Zu schlecht ist die Welt, zu arg der Mensch. Diese Erfahrung blieb auch der Redaktion ihrer Leib- und Magenzeitung nicht erspart. Denn der Erfolg hat uns unvorsichtig werden lassen. Zunäcsht zeitigte die Reorganisation ihrer Hauspostille erstaunlich schnell die erwünschten Ergebnisse. Mit einem Paukenschlag läutete unsere Marketingabteilung die neue Zeit ein und lieferte product placement der allerersten Güte. Sicher haben auch sie es bemerkt: Im Tatort Fakten, Fakten, Fakten prangte die philtrat unübersehbar an einer Zimmerwand - zur besten Sendezeit. Ein Husarenstück! Nicht zuletzt weil wir damit dem Mitkonkurrenten eines bekannten angeblichen Nachrichtenmagazins ein Schnippchen schlagen konnten.
Doch damit nicht genug. Kaum eine Woche später legte unsere hundertprozentige Tochtergesellschaft Media Concept Consulting Inc. noch einen drauf und verkaufte das erprobte Konzept ihres Lieblingsmagazins für eine gute Stange Geld an die tageszeitung. Bald werden sie auch dort ihre gewohnten Rubriken lebenswelt, medienwelt und freizeit finden. Verhandlungen über die Übernahme der taz köln laufen bereits.
Übermut tut selten gut, spricht der Volksmund. Wie wahr! Und so folgte die Strafe auf dem Fuße. Diesmal in Form unseres Praktikanten. Dieser bettelte schon seit Monaten darum, einmal, nur einmal, diese Ouvertüre schreiben zu dürfen. Angesichts der allgemein guten Nachrichten wurde unser Herz schnell weich, zumal der gestrenge Alterspräsident in Erfüllung seiner zahlreichen Aufgaben in den zahlreichen Vorständen unseres Imperiums nicht zugegen war, um uns von dieser Dummheit abzuhalten. Und so kam es, wie es kommen musste: Die Zeitung war fertig und die Ouvertüre nicht da.
Werte Leserinnen und Leser, sie können sich unser Entsetzen vorstellen. Die philtrat ohne ihre Ouvertüre, diese Perle von Stil und Feingefühl im Ozean der Nichtigkeiten - undenkbar. Was nützen da die gemurmelten Entschuldigungen, das Redaktionsfaktotum hätte auf die Diskette uriniert? Hart muss die Strafe sein: Der Praktikant darf nun zwei Monate lang alle alten Ausgaben verschlagworten. Und auch der Präsident wird jetzt wieder strikter sein Zepter schwingen. Gott sei Dank!