Während vielen Kölner StudentInnen Gebührenbescheide über 650 Euro ins Haus flatterten, hat der AStA der Universität Köln Ende Februar seine Kurzdarlehen eingefroren. Der Finanzreferent des AStA, Nico Spengler (Unabhängige), begründet den drastischen Schritt mit der schlechten Rückzahlungsmoral der DarlehensnehmerInnen. Der entsprechende Finanztopf des AStA sei schlicht ausgeschöpft. Nun erwägt man, für die Gewährung der Darlehen Vergabekriterien einzuführen.
Ein Schritt in die falsche Richtung, findet André Moeller, BAföG- und Sozialberater des AStA: »Das Besondere an den AStA-Darlehen war ja gerade, dass sie schnell und unbürokratisch vergeben wurden. Wenn jetzt ein Verfahren geschaffen wird, bei dem die AntragstellerInnen etwa ihre Vermögensverhältnisse offen legen müssten, unterscheidet das AStA-Darlehen bis auf die Zinsfreiheit nicht mehr viel von einem Bankkredit.«
Sinn der Kurzdarlehen war ursprünglich, finanziell schwachen StudentInnen über kurzzeitige Zahlungsengpässe hinwegzuhelfen, indem für einen Monat zinslos eine Summe verliehen wurde, die etwa die Zahlung einer Monatsmiete oder einer Mietkaution ermöglicht. Allerdings wurde der ausgezahlte Betrag schon seit Jahren nicht mehr an die Kölner Mieten angepasst.
Schon im Dezember letzen Jahres hatte der AStA die Vergabe der Darlehen gesperrt. Anfang Februar waren kurzzeitig wieder Kredite über 150 statt der üblichen 230 Euro ausgezahlt worden. Diese Summe reicht natürlich nicht, um etwa eine säumige Monatsmiete zu begleichen.
»Gerade jetzt, wo mit den Studiengebühren auf viele StudentInnen eine außergewöhnliche finanzielle Belastung zukommt, mussten wir AntragstellerInnen ohne Hilfe nach Hause schicken. Viele StudentInnen gaben an, dass von der Gewährung des Darlehens ihre weitere Immatrikulation abhinge«, berichtet Moeller. In absoluten Notfällen, entgegnet Spengler, könne dennoch ein Sofort-Kredit ausgezahlt werden. In diesem Fall müsse man sich direkt an den AStA-Vorstand wenden, der dann entscheiden würde. Es bleibt die Frage, warum der Vorstand in diesen Entscheidungen kompetenter sein sollte als die AStA-eigenen SozialberaterInnen. Und die AStA-Vorsitzende Vera Ludwig (Unabhängige) möchte gar, dass diese Möglichkeit nicht öffentlich bekannt wird: »Wenn die Leute wissen, dass es Ausnahmefälle gibt, kommen ja alle.« Daher ist die Ausnahmeregelung offenbar so geheim, dass noch nicht einmal der AStA-Angestellte Moeller davon weiß: »Wir haben die strikte Anweisung bekommen, keine Darlehen mehr auszuzahlen, ohne jede Einschränkung.«
Einzelheiten der Vergabekriterien sind noch nicht bekannt. Lediglich dass man hoch verschuldete StudentInnen künftig an die SchuldnerInnenberatung verweisen wolle, da das Darlehen für sie nur ein Tropfen auf den heißen Stein wäre, kann Spengler jetzt schon verraten. Ansonsten sei man gerade dabei, zu diskutieren, nach welchen Maßstäben künftig Gelder ausgezahlt werden. Zu Semesterbeginn soll das neue Verfahren aber bereits angewandt werden.