Die Rote Hilfe (RH) war in der Weimarer Republik die größte und auch außerhalb kommunistischer Kreise die am meisten angesehene Organisation der KPD. Mit Schafft Rote Hilfe! hat Nikolaus Brauns nun endlich eine umfassende Darstellung der auch in linken Kreisen oft übersehenen Gruppe vorgelegt.
Die RH unterstützte nicht nur KPD-Mitglieder, sondern alle Linken, die von politischer Repression betroffen waren. Egal ob Anarchisten wie Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti oder sozialdemokratische Reichsbannerleute, die in Auseinandersetzungen mit den Nazis verwickelt waren: Die Rote Hilfe half mit AnwältInnen und Geld.
Dabei agierte sie nicht im luftleeren Raum. Die SPD verbot ihren Mitgliedern den Beitritt zur RH, die bürgerlichen Behörden betrachteten sie als eine besonders gefährliche kommunistische Organisation. Auch die KPD zwang der RH die Sozialfaschismusthese oder den Nationalkommunismus auf. Trotzdem blieb die RH eine funktionsfähige Organisation, die auch über die Partei hinaus Unterstützung leisten konnte.
Anschaulich werden in dem Buch die Kampagnen für Sacco und Vanzetti, Max Hölz, Carl Peters und andere geschildert. Auch der Einsatz der RH für umstrittene Gestalten wie Richard Scheringer und Claus Heim wird nicht unterschlagen. Beide gehörten eher der politischen Rechten an und wurden auf Grund eines KPD-Kurses, der Anfang der Dreißigerjahre die nationale Befreiung programmatisch vor die soziale Befreiung setzte, von der RH unterstützt. Ein weiteres Kapitel, das in dem Buch kritisch bearbeitet wird, ist das Verhältnis der RH zur politischen Repression in der Sowjetunion unter Stalin. Auf Grund der engen Bindung der KPD an die KPdSU konnte die RH die Verfolgung politisch Andersdenkender in der Sowjetunion unter Stalin nicht thematisieren.
Diese Kapitel verdeutlichen, dass Brauns nicht nur die positiven Aspekte der RH anführt, sondern auch das Negative nicht vergisst. Dabei differenziert er zwischen Kommunismus und Kritik an KPD und RH. Das Buch ist angenehm parteiisch und gleichzeitig so akribisch recherchiert, dass es auch wissenschaftlichen Ansprüchen genügt. Zudem ist es gut lesbar und spannend geschrieben. Durch die zahlreichen Abbildungen und Faksimiles macht nicht nur das Lesen, sondern bereits das Durchblättern Spaß.
Brauns hat bewiesen, dass Bücher zur Geschichte der ArbeiterInnenbewegung nicht trocken sein müssen. Schafft Rote Hilfe! ist für alle interessant, die sich mit der Geschichte der Linken beschäftigen.
Nikolaus Brauns: Schafft Rote Hilfe! Geschichte und Aktivitäten der proletarischen Hilfsorganisation in Deutschland (1919-1938), Pahl-Rugenstein-Verlag, Bonn 2003, 32 Euro.