»No sports!« Mit dieser Maxime lag der zigarrenverschlingende Winston Churchill, seines Zeichens englischer Premier und somit ausgewiesener Sportexperte, scheinbar vollkommen richtig. Was passiert nicht alles auf den Fußballfeldern oder Tennisplätzen dieser Welt: Knochenbrüche, Bänder- und Muskelrisse, Meniskusverletzungen et cetera.
Aber nicht nur »auf dem Platz liegt die Wahrheit«, sei an dieser Stelle an die deutsche Fußballkoryphäe Sepp Herberger erinnert. Denn nur so lässt sich erklären, dass nach Angaben der BBC die britische Gesellschaft der Physiotherapeuten ein Überlebenshandbuch für Fußballfans auf den Markt werfen konnte - natürlich pünktlich zum Beginn der Europameisterschaft in Portugal. In diesem für alle FernsehsportlerInnen wirklich überlebenswichtigen Werk empfiehlt beispielsweise Samy Margo, bereits beim Nahen einer Torchance vorsichtig vom Sofa aufzustehen, da zu abrupter Torjubel zu »Schmerzen im unteren Rückenbereich, Muskelverstauchungen und Überbelastung« führen könne. Wer nicht gänzlich auf den Freudentaumel verzichten wolle, könne immerhin »im Stehen auf und ab hüpfen.«
Der margosche Rat war für die philtrat, die wissenschaftlichen Erkenntnissen grundsätzlich aufgeschlossen gegenübersteht, selbstredend Handlungsanweisung par excellence. Zumal Bürostühle die äußerst schlechte Angewohnheit haben, sich auf ihren Rollen bei schnellem Aufspringen in Bewegung zu setzen und damit das Verletzungsrisiko bei La-ola-Wellen noch zusätzlich zu erhöhen. Und ein nicht einsatzfähiges Redaktionsmitglied konnten wir uns trotz mitreißender Niederländer, Tschechen und Letten just in diesem Moment nicht leisten. Ein Redakteur hatte nämlich unmittelbar vor Spielbeginn nichts Besseres zu tun, als alle aktuellen Dateien zu löschen - und zwar endgültig. Angesichts dieser überaus misslichen Lage musste der fluchende Rest der Redaktion wie auf Kommando den Papierkorb nach alten Ausdrucken durchwühlen. Erfolgreich zwar, allerdings auch mit dem Resultat kaugummiverklebter und pizzafettverschmierter Hände, die vor lauter Kaffeeresten nur so trieften. Aber wie heißt es für verantwortungsbewusste RedakteurInnen so schön: »Hand abwischen, weitermachen!« Hauptsache, die Ausgabe war gerettet.