»Ich bin ein atheisthisches dysfunktionales Glücksbärchi, das in seinem früheren Leben entweder Shakespeare oder ein Baum war.« Eine solche Äußerung muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass man ein bedauerlicher Fall für die Irrenanstalt ist. Man ist nur eines der zahlreichen Opfer der Internet-Persönlichkeitstest-Wut.
Diese Tests sind allerdings nicht mit denen aus Zeitschriften wie Brigitte oder Cosmopolitan zu vergleichen. Auf Seiten wie http://quizilla.com oder http://zenhex.com lassen sich Persönlichkeitsanalysen vornehmen, die tief blicken lassen. Wer rechnet schon damit, ein Grunge-Schaf, ein Jack-Kerouac-Buch und ein explosives Vanille-Eis im fünften Höllenlevel von Dantes Inferno zu sein? Ideale Spielwiese für den Austausch über die verborgenen Seiten des eigenen Ich ist das Livejournal, in dem man garantiert auf Gleichgesinnte trifft.
http://livejournal.com ist das Online-Äquivalent zum guten alten Tagebuch mit Blümchenmuster und Goldschloss. Mit dem Unterschied, dass man das Livejournal nicht vor neugierigen Geschwistern versteckt, sondern freiwillig so öffentlich wie möglich führt. In mehr oder weniger regelmäßigen Beiträgen hält man seine Online-FreundInnen über ebenfalls mehr oder weniger interessante Neuigkeiten auf dem Laufenden. Wenn es nichts Interessantes zu schreiben gibt, beglückt man seine Journal-LeserInnen mit neuen Erkenntnissen über die eigene Persönlichkeit. Besagte Tests finden schnell Verbreitung, soll heißen: einer macht's und es zieht sich wie ein Lauffeuer durch die Livejournals seiner Friendslist, der Liste jener Auserwählten, die automatisch alle Einträge einsehen können. Speziell für Livejournal-NutzerInnen gibt es Seiten, die unter anderem anhand des Usernamens aus der Friendslist die merkwürdigsten Lovestory-Konstellationen zusammenwürfeln.
Soweit es den Zeitvertreib im Internet betrifft, sind Persönlichkeitstests und Livejournals vielleicht nicht das Ei, sondern wohl eher das Tamagotchi des Kolumbus.