Die Kölner StadtplanerInnen hätten den ersten Spatenstich für den geplanten Umbau des Messegeländes in Deutz Mitte September 2004 vielleicht gar nicht stechen können. Zumindest, wenn das »Tausendjährige Reich« der NationalsozialistInnen nicht bereits nach zwölf Jahren Geschichte geworden wäre. Denn Hitlers StadtplanerInnen hatten sich für Deutz und Kalk die Errichtung eines »Gauforums« vorgestellt, das sich zwischen der Hohenzollernbrücke und der Deutzer Brücke erstrecken sollte. Südlich davon war ein Areal mit rechteckig oder halbrund angelegten Gebäudekomplexen vorgesehen. Nördlich der Hohenzollernbrücke war die komplette Neugestaltung der Messe das Ziel. Lediglich das Gebäude mit dem Messeturm hätte den stadtplanerischen Größenwahnsinn der nationalsozialistischen ArchitektInnen schadlos überstanden (siehe Bild).
Das geplante Gauforum erinnert in seinen Ausmaßen und seiner Gestaltung an das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg. Mit seinen überdimensionierten Freiflächen wäre es ideal gewesen für Massenaufmärsche und Fackelzüge der ParteigenossInnen, der SA und der SS. Andächtig hätten sie Hitlers Hasstiraden gegenüber Juden und Jüdinnen lauschen sollen, während dieser das Kölner Wahrzeichen schlechthin, den Dom, fest im Blick gehabt hätte.
Aber auch für das linksrheinische Köln hatten die NationalsozialistInnen massive Veränderungen geplant. In der gesamten Innenstadt hätten lediglich die zahlreichen Kirchen die Abriss- und Neukonzeptionswut der NationalsozialistInnen unbeschadet überstanden. So sollte beispielsweise die heutige Hahnenstraße durch eine 68 Meter breite Ost-West-Achse ersetzt werden. Die Bauarbeiten für die Prachtparademeile hatten bereits begonnen, wurden allerdings durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges gestoppt. Für die Nachkriegszeit war entlang der Hohe Straße zudem eine Nord-Süd-Achse vorgesehen.
1945 wurden die Umgestaltungsvorstellungen für die »Gaustadt« Köln Makulatur. Dem Baubeginn der neuen Kölner Messe im Jahr 2004 stehen keine größenwahnsinnigen NationalsozialistInnen mehr im Weg.
Das Bild ist dem Band Dorothea Wirktorin u.a.: Köln. Ein historisch-topographischer Atlas entnommen, Emons-Verlag, Köln 2001, 48 Euro.