Wer in den vergangenen Wochen mit dem Fahrrad zur Universität gefahren ist, wurde möglicherweise unangenehm überrascht. PolizistInnen waren auf Fahrrädern und zu Fuß auf dem Campus unterwegs und hielten RadfahrerInnen an, die sich nicht ganz an die Straßenverkehrsregeln hielten. Dazu stand auf dem Albertus-Magnus-Platz an einigen Tagen ein Zelt der Kölner Polizei, vor dem Informationen zum Thema Verkehrssicherheit verteilt wurden. Für einige Leute freilich zu spät, sie hatten die fällige Strafe bereits bezahlt. Die Erklärung für die ungewöhnlich starke Präsenz der Farbe Grün auf dem Universitätsgelände: Auch bei der Polizei ist der Frühling ausgebrochen. Der Aktion Wintercheck, die vor kurzem abgeschlossen wurde, folgt jetzt mit duftig-frischem Beiklang die Aktion Frühlingszauber.
Dass es bereits gegen den Wintercheck reichlich Proteste gab, interessiert die OrdnungshüterInnen nicht. Die Aktion, in deren Rahmen tausende von Personen kontrolliert und einige hundert wegen kleinerer Delikte verwarnt, verhaftet oder in Gewahrsam genommen wurden, wird als Erfolg gewertet, den es fortzusetzen gilt. Unter neuem Namen gehen die Kontrollen weiter, allerdings mit einigen Erweiterungen. Zusätzlich zu Kalk, Ehrenfeld, Mülheim und der Innenstadt werden jetzt auch Klettenberg, Chorweiler und Sülz genauer unter die Lupe genommen: Die Schwerpunkte liegen neben der Bekämpfung von Taschendiebstahl, Vandalismus, Graffiti, illegaler Einreise und Rauschgiftschmuggel nun auch auf der Kontrolle von RadfahrerInnen und dem Kampf gegen Diebstähle von und aus Autos sowie gegen »IntensivtäterInnen«.
Kritik an den Aktionen weist Klaus Steffenhagen, Präsident der Kölner Polizei, zurück. Der Wintercheck sei eine »große Sache« gewesen und vom überwiegenden Teil der BürgerInnen positiv bewertet worden. Dies habe die Polizei darin bestärkt, dass sie auf dem richtigen Weg sei, um Köln bis 2010 zur sichersten Millionenstadt zu machen. Unterstützung bekommt Steffenhagen von Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU), der erklärt, dass man kleinere Behinderungen in Kauf nehmen müsse, wenn man mehr Sicherheit wolle. Die Frage nach der Verhältnismäßigkeit der Aktionen kommt bei beiden offenbar gar nicht erst auf.
Die Kontrollen auf und um den Campus herum haben zwar viele StudentInnen irritiert, wurden allerdings auch von vielen als sinnvoll angesehen. Der Stand auf dem Albertus-Magnus-Platz, der über Verkehrssicherheit bei Fahrrädern und richtiges Verhalten im Straßenverkehr informierte, ist sonst üblicherweise in der Nähe von Grundschulen zu finden und hat einen unbestrittenen pädagogischen Wert. Angesichts des Chaos, das FahrradfahrerInnen oftmals vor dem Hauptgebäude verursachen, bleibt zu hoffen, dass der Lerneffekt auch bei StudentInnen eintritt. Ob es allerdings tatsächlich sinnvoll ist, hunderte von RadfahrerInnen anzuhalten und zu verwarnen, anstatt die katastrophalen Verhältnisse bei den Radwegen zu verbessern, steht auf einem anderen Blatt. Seien wir jedenfalls gewarnt: Der Frühlingszauber soll bis zum 20. Juni andauern und wird sicher noch die eine oder andere Polizeiaktion an der Universität nach sich ziehen. RadfahrerInnen aufgepasst!