Was ist Antisemitismus? Dieser Frage geht Wolfgang Benz in seinem gleichnamigen Buch nach, das im Verlag C.H. Beck erschienen ist. Im interessantesten Teil untersucht der Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung Zuschriften, die ihm unter anderem vom Zentralrat der Juden in Deutschland zur Verfügung gestellt wurden. In den Briefen und Mails, die zumeist Reaktionen auf Äußerungen von Mitgliedern des Zentralrates sind, betonen die UrheberInnen in der Regel zunächst, dass sie natürlich nicht antisemitisch seien, um dennoch unmittelbar im Anschluss bekannte antisemitische Stereotype aufzugreifen.
Abgesehen von diesem Nachweis der tiefen antisemitischen Verwurzelung »normaler« Deutscher sind auch die Kapitel über die Brückenfunktion des Antisemitismus zwischen der »Mitte der Gesellschaft« und rechtsextremen Kreisen, sowie die Verbindung zwischen Israelkritik und Antisemitismus lesenswert.