Ausverkauf einer Fakultät

Die Erziehungswissenschaftliche Fakultät soll aufgelöst werden. KritikerInnen halten den Entschluss für undemokratisch. Von Julia Groth

Seit ihrer Eingliederung in die Kölner Universität in den Achtzigerjahren sind die Erziehungswissenschaftliche (EWF) und die Heilpädagogische Fakultät (HPF) als Fakultäten zweiter Klasse behandelt worden, deren StudentInnen von ProfessorInnen anderer Fakultäten auch schon als »Primaten« bezeichnet wurden. Vor allem die EWF sieht sich immer wieder heftiger Kritik ausgesetzt, da sie zu wenig Drittmittel einwirbt, ausgesprochen schlecht ausgestattet ist und in einer externen Bewertung der Fakultäten im Sommer 2004 miserabel abschnitt. Rektor Axel Freimuth hat daraus nun die Konsequenz gezogen: Die EWF muss weg.

Bereits am 20. Juli wurde im Senat eine Vereinbarung zwischen dem Rektorat und den Dekanen der Philosophischen, Mathematisch-Naturwissenschaftlichen, Heilpädagogischen und Erziehungswissenschaftlichen Fakultät verabschiedet, die im Rahmen einer Neustrukturierung der Universität bis zum Sommersemester 2006 die Auflösung der EWF vorsieht.

Zurzeit absolvieren StudentInnen, die für den Studiengang Lehramt an Gymnasium und Gesamtschule eingeschrieben sind, ihre Veranstaltungen an der Philosophischen und an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät, angehende Haupt-, Grund- und RealschullehrerInnen studieren an der EWF. KritikerInnen der Neustrukturierung plädieren für eine Zusammenlegung beider Teile, allerdings an der EWF. »Statt die LehrerInnenausbildung sinnvoll an einer Fakultät zusammenzufassen, werden die Fachbereiche auseinander gerissen und drittmitteltauglich wieder zusammengewürfelt«, sagt Maryam Mohseni, studentische Vertreterin in der Engeren Fakultät (EF) der EWF.

Der Fachbereich Sozialwissenschaften beinhaltete bisher Politikwissenschaft, Soziologie und Wirtschaftswissenschaften und ihre Didaktik. Die Politik- und Wirtschaftswissenschaften sollen der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät zugeschlagen werden. Die Soziologie geht mit den restlichen EWF-Fächern und der gesamten HPF in einer neuen sechsten Fakultät auf, der so genannten Pädagogischen, Psychologischen und Rehabilitationswissenschaftlichen Fakultät (PPRF).

Aus der Philosophischen Fakultät sollen Pädagogik und Psychologie ins »Exil« geschickt werden. Die betroffenen ProfessorInnen dürfen sich des Mitgefühls ihrer KollegInnen sicher sein, wenn man nach dem an der Philosophischen Fakultät an den Tag gelegten Standesdünkel gegenüber HPF und EWF geht. Das Mitgefühl reichte aber nicht so weit, dass man den Plänen von Medienpsychologe Gary Bente gefolgt wäre. »Bente hätte gerne noch andere Fächer als Mitgift an die neue Fakultät mitgenommen, um dort eine starke Front von ehemaligen Phil-Fachbereichen zu haben«, berichtet Sebastian Schröder, studentischer Vertreter in der EF.

Holger Burckhart, Studiendekan an der EWF, befürwortet die Neugliederung der Fakultäten: »Ich unterstütze ausdrücklich die Strukturmaßnahmen, die zur Neuausrichtung der Lehramtsausbildung in Köln geplant sind.« Christoph Butterwegge, Leiter der Abteilung für Politikwissenschaft an der EWF, bemängelt das Demokratiedefizit beim Ablauf der Umstrukturierung. »Die Gremien der EWF haben das Dekanepapier, das Grundlage der Entscheidungsfindung im Senat war, nie beschlossen. Die Entscheidung basiert eher auf den nächtlichen Verhandlungen und dem Machtpoker der Dekane untereinander.« Die ganze Reform betrachtet Butterwegge deshalb als »Reform von oben«. In dieses Bild passt, dass Gerhard Lauth, Dekan der HPF, das Papier nur unterzeichnete, damit seine Fakultät nicht von weiteren Verhandlungen ausgeschlossen wird.

»Eine inhaltliche Diskussion hat es nicht gegeben,« bemängelt auch Markus Struben, studentischer Vertreter im Senat. Stattdessen habe man versucht, sich die besten Ausstattungen und Ressourcen abzujagen. »Die Qualität der LehrerInnenausbildung, die gerne als Motiv für die Umstrukturierungen vorgeschoben wird, steht bei dieser Feilscherei wohl kaum im Vordergrund.«

Siehe auch Seite 2.