Jüdische Religion hat jahrhundertelang einen Bestandteil deutschsprachiger Kultur gebildet, bevor sie durch den Nationalsozialismus weitgehend ausgelöscht wurde. Der Literaturwissenschaftler und Radiojournalist Hanjo Kesting hat versucht, an diese Wurzeln wieder anzuknüpfen und im Rahmen einer Radiosendung des Norddeutschen Rundfunks jüdische LiteratInnen und ihre Werke vorgestellt. Seine daraus entstandenen Essays zur deutsch-jüdischen Literatur liegen nun unter dem Titel Ein bunter Fleck am Kaftan in Buchform vor.
Achtzehn deutschsprachige AutorInnen werden darin vorgstellt, unter ihnen finden sich einige bekannte wie Elias Canetti oder Peter Weiss. Allerdings gibt es auch Porträts von häufig vergessenen Namen wie Ludwig Börnes, die es wiederzuentdecken gilt.
Hanjo Kesting orientiert sich an der Biografie der porträtierten SchriftstellerInnen und ergänzt diese durch Hinweise auf ihre Beziehungen zu anderen LiteratInnen oder Einflüsse von Emigration und Holocaust auf die literarische Tätigkeit. Überdies stellt er die jeweils wichtigsten Werke vor. Die biografischen und literarischen Hinweise werden durch Zitate aufgelockert, wodurch sie lebendig und anschaulich wirken und die Lektüre erleichtert wird.
Wirklich Außergewöhnliches und Überraschendes erfährt man über die einzelnen AutorInnen allerdings nicht. Zudem merkt man bedauerlicherweise den Texten an, dass sie ursprünglich für ein Radiopublikum geschrieben waren. Positiv hervorzuheben sind jedoch die weiterführenden Quellen- und Literaturangaben sowie das ausführliche Personenregister.
So beinhaltet Ein bunter Flecken am Kaftan letztlich eine Reihe zusammenfassender, gut lesbarer Porträts von deutschsprachig-jüdischen SchriftstellerInnen des 19. und 20. Jahrhunderts.
Hanjo Kesting: Ein bunter Flecken am Kaftan, Wallstein Verlag, Göttingen 2005, 24 Euro.