»Tannenberg« ist auf dem Waggon zu lesen, in dem die deutschen Soldaten an der Jahreswende 1914/1915 von der West- an die Ostfront transportiert werden. Und auch die französischen Soldaten werden an einen anderen Frontabschnitt verlegt: nach Verdun - das Synonym für die Sinnlosigkeit des Ersten Weltkriegs.
Leider ist in dem Film Merry Christmas, der - auf realem Hintergrund basierend - die »Verbrüderung« französischer, deutscher, britischer und schottischer Soldaten an einem kleinen Frontabschnitt in Nordfrankreich an Weihnachten 1914 schildert, die oben beschriebene Schlussszene zu sehr mit Symbolen überfrachtet. So stilisiert Regisseur Christian Carion beispielsweise Diane Kruger als Sopranistin Anna Sörensen bei ihrem Auftritt zwischen den Schützengräben als Jungfrau Maria. Und auch Benno Fürmann, der den introvertierten Opernsänger Nikolaus Sprink spielt, wirkt kitschig, wenn er mit einem Weihnachtsbaum in der Hand singend den Schützengraben verlässt und auf die gegnerische Linie zugeht.
Zudem läuft der Film zu statisch auf die Weihnachtsfeier als Höhepunkt zu. Von Anfang ist klar, dass Sörensen an die Front reisen und dort zusammen mit Sprink auftreten wird, dass die Schotten an Heiligabend ihre Dudelsäcke auspacken und die Bestrafung für die gemeinsame Weihnachtsfeier auf dem Fuße folgen wird. Es ist schade, dass Carion hierdurch und durch zu viel Pathos das interessante Thema in Merry Christmas in den Hintergrund treten lässt.
Merry Christmas. Belgien, England, Deutschland, Rumänien 2005. Regie: Christian Carion. DarstellerInnen: Daniel Brühl, Guillaume Canet u.a. Kinostart: 24. November.