Seit dem 22. November sieht sich Thomas Hartenfels, Mitglied im Kölner Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS), wieder mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Die Hochschulgruppe Alternative Liste (AL) hatte Hartenfels auf Plakaten und Flugblättern als Neonazi bezeichnet. Auf diesen war er bei einer Demonstration von Neonazis gegen das NPD-Verbot zu sehen. Hartenfels ist inzwischen von seinem Posten im AStA-Öffentlichkeitsreferat ebenso zurückgetreten wie von seinen Parteiämtern bei CDU und Junger Union (JU). Auch sein Mandat im Rat der Stadt Rösrath legte Hartenfels am 30. November nieder.
Die Vorwürfe gegen Hartenfels haben es in sich. Auf einer Sitzung des StudentInnenparlaments (SP) präsentierte ein AL-Vertreter Bilder von Hartenfels auf einer Kundgebung der »Deutschen Liga für Volk und Heimat« (DLVH), die im September 1999 unter dem Motto »Kalk bleibt deutsch« demonstrierte. Auf einem Videoband, das den ParlamentarierInnen und zahlreichen ZuschauerInnen, hauptsächlich aus Kreisen der JU, vorgeführt wurde, war Hartenfels zu sehen, wie er am 22. Mai 1999 zusammen mit Neonazis gegen die Wehrmachtsausstellung in Köln demonstriert. Hartenfels gab eine kurze Stellungnahme ab und erklärte, er stehe heute auf dem Boden des Grundgesetzes.
Wenige Tage später tauchten bereits weitere Informationen über die Vergangenheit von Hartenfels auf: Der Kölner Stadt-Anzeiger veröffentlichte einen Ausschnitt aus einem Brief, den Hartenfels mit »Heil und Sieg« unterzeichnet hat. Ehemalige Weggefährten wie die bekannten Neonazis Axel Reitz und Thomas Brehl erinnerten sich an Hartenfels als »aufstrebenden und hoffnungsvollen Kameraden«. Auch die rechtsextreme Gruppe »Pro Köln« und die Kölner NPD solidarisierten sich mit Hartenfels.
Thomas Hartenfels versuchte indessen seine Stellung in der CDU und der Kommunalpolitik zu retten. Seit einigen Jahren arbeitet der Student für Deutsch und Geschichte an einer Parteikarriere: Er ist Stadtrat in Rösrath, Vorsitzender der Jungen Union im Rheinisch-Bergischen-Kreis und Mitglied im Kölner RCDS. Seine Karriere in der CDU hat nun allerdings ein abruptes Ende gefunden. »Seine Taktik, stets nur das zuzugeben, was ihm unwiderlegbar vorgehalten wird, hat zu einem absoluten Vertrauensverlust geführt«, so Hendrik Wüst, JU-Landesvorsitzender. Wüst hatte Hartenfels als erster zum zum Rücktritt aufgefordert. Dem schlossen sich die Vorstandsmitglieder der Jungen Union in einer Sondersitzung an. Hartenfels hatte sich in dieser Sitzung auf »Erinnerungslücken« berufen.
Der Fall Thomas Hartenfels hat den AStA, getragen von den Hochschulgruppen Unabhängige, Lust und RCDS, in eine tiefe Krise gestürzt. Völlig überrascht von den Enthüllungen, sieht er sich heute als Opfer, weil sein ehemaliger Mitarbeiter nicht die ganze Wahrheit gesagt habe. Die AL gibt den Gruppen im AStA eine Mitschuld für den Skandal, da diese die Antifa-Arbeit schon vor Jahren eingestellt hätten. Die AL verweist zudem darauf, bereits vor der AStA-Bildung vor einer Koalition mit dem RCDS gewarnt zu haben. Die Oppositionsgruppen Jusos und Grüne haben sich inzwischen hinter das Vorgehen der AL gestellt.
Der AStA muss sich zu recht fragen lassen, ob er die Anschuldigungen nicht ernst genug genommen hat. Er hat Hartenfels zwar nach bekannt werden der Vorwürfe beurlaubt, ihn aber zunächst in Schutz genommen. »Wir halten ihn nicht für einen Neonazi«, hatte Öffentlichkeitsreferent Renke Rommerskirchen noch vor der Sitzung des StudentInnenparlaments gegenüber der taz nrw erklärt. Die Aktion der AL bezeichnete er als »Schmutzkampagne«.