Theater um die Theatersammlung

Seit fünfzig Jahren befindet sich die Theaterwissenschaftliche Sammlung auf Schloss Wahn und gehört zu den größten europäischen Sammlungen dieser Art. Jetzt gibt es Diskussionen um die Unterbringung. Von Julia Groth

Der Nachlass des Kabarettisten Karl Valentin, ein Kriegstheaterarchiv, Theatertexte, Programmhefte, Gemälde, Theaterplakate - das alles und noch eine ganze Menge mehr gehört zur Sammlung des Instituts für Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften (TheFiFe). Sie gehört zusammen mit einer ähnlichen Sammlung in Wien zu den größten Archiven des deutschsprachigen und europäischen Theaters überhaupt. Gerade deshalb ist es einigermaßen verwirrend, dass seit längerer Zeit immer wieder Gerüchte kursieren, das Archiv müsse seinen Sitz auf Schloss Wahn mit unbekanntem Ziel verlassen.

Fakt ist, dass der Mietvertrag, den die Universität mit dem Besitzer des Schlosses, Freiherr Els zu Rübenach, abgeschlossen hat, Ende nächsten Jahres ausläuft und laut Universitätsverwaltung in seiner jetzigen Form nicht erneuert werden soll. Wie so oft sind die Gründe dafür beim Geld zu suchen - die Miete ist der Universität zu hoch. Ein Umzug der Sammlung war bereits Ende der Siebzigerjahre beschlossene Sache, jedoch mussten die Verantwortlichen damals feststellen, dass jede andere geeignete Lokalität noch teurer gewesen wäre. Es ist gut möglich, dass sich diese Feststellung wiederholt und lediglich ein neuer Vertrag mit anderen Bedingungen ausgehandelt wird.

Üblicherweise läuft der Vertrag turnusmäßig alle fünf Jahre aus und wird dann wieder erneuert. Elmar Buck vom TheFiFe-Institut, der Leiter der Sammlung, hat erst spät von der veränderten Situation erfahren. »Es kann sein, dass die Universität es nicht für erforderlich hielt, die Fakultät über diesen Akt zu informieren«, so kommentiert er die Tatsache, nicht von Anfang an in die Diskussion über einen neuen Vertrag mit einbezogen worden zu sein. Schloss Wahn ist für ihn ein »ideales Domizil«; einem eventuellen Standortwechsel steht er kritisch gegenüber: »Ein Umzug ist für mich schwer vorstellbar aufgrund der Quantität des Materials und aufgrund der Tatsache, dass es sich in weiten Teilen um wertvolles Kulturgut handelt.«

In der Tat finden sich in der Sammlung Stücke, die vor allem für Theaterinteressierte von großer Bedeutung sind: Neben einer Bibliothek, die über 100000 Bücher umfasst, gibt es unter anderem knapp dreihundert Gemälde, die sich auf unterschiedliche Weisen mit dem Thema Theater befassen; zudem Entwürfe für Bühnenbilder und Kostüme, eine ganze Reihe von Puppen für das Puppentheater, Fotografien, Lithografien, Statuetten von bedeutenden SchauspielerInnen des 19. Jahrhunderts und noch einiges mehr.

Auch für Gerald Koehler, wissenschaftlicher Angestellter in Schloss Wahn, kann die Bedeutung der Theaterwissenschaftlichen Sammlung gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, nicht zuletzt für Recherchen von StudentInnen: »Wer auf dieser Welt über etwas forschen will, das mit dem deutschsprachigen und europäischen Theater zu tun hat, der muss irgendwann nach Wahn kommen, sonst hat er nicht alles zu seinem Thema gesehen. Ich denke, dass die Universität stolz sein kann, ein solches Archiv zu besitzen.« Uneingeschränkt stolz ist man anscheinend aber nur so lange, wie es den Haushalt der Universität nicht zu sehr belastet. Immerhin betont Philipp Zygojannis von der Universitätsverwaltung, dass die Sammlung an sich nicht in Gefahr sei.