»Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen«. Und wenn er das auch noch niederschreibt, kann man da einen Schreibwettbewerb draus machen, haben sich einige pfiffige Menschen vom Erasmusprogramm und dem Akademischen Auslandsdienst gedacht und all jene, die einige Zeit im Ausland verbracht haben, aufgerufen, ihre Erfahrungen zu Papier zu bringen. Dem Ruf sind auch einige mehr oder weniger kreative Menschen gefolgt, die sich, wie man »Home Run«, dem Leseband des Schreibwettbewerbs, entnehmen kann, meist der guten alten Prosa bedient haben. Doch ein Mensch hat anscheinend im Ausland auch zu seinem lyrischen Ich gefunden.
Folgt man dem romantischen Klischee, stellt man sich PoetInnen als entrückte Menschen vor, deren Geist wolkengleich über den irdischen Dingen wandert, und verirrte Seelen auffordern, die Rosenknospen zu pflücken so lange es geht. Es geht aber auch profaner. Ein paar Zeilen im Telegrammstil zur Wohnungssuche reichen anscheinend für einen Sonderpreis Lyrik bei besagtem Schreibwettbewerb.
Da blättert der junge Dichter einige Seiten seines Tagebuchs auf, um die geneigte LeserInnenschaft in »A Diary's Poem« mit auf eine Odyssee durch die StudentInnenapartments der irischen Hauptstadt zu nehmen. Zu Beginn des Gedichtes wird man unvermittelt, aber gezielt, an den Ort des Geschehens geworfen: »Dublin! Trinity, front door of Accomodation Office«. Bevor man sich dort akklimatisiert hat, wird's auch schon kriegerisch: »Starting the flat-seeking war«. Die Erfahrungen im Kampfgeschehen sind dann wohl ein wenig verwirrend, glaubt man den wild aneinander gereihten Eindrücken: »House number?-20!-20? Two 20s in one street« bis man am Ende des Poems zu einer geeigneten Wohnung und der Liebe findet. Nicht in Form einer jungen Frau - ein irischer Landlord scheint ähnliche Gefühle zu inspirieren: »Mr. O'Brien, Colm, I LOVE YOU«. Nach solchen emotionalen Strapazen folgt der irischen Tradition und zieht sich zum Whiskytrinken zurück