Knarrend öffnete sich die Tür vor mir und ließ mich in die Dunkelheit eines weiten Raumes blinzeln, in den die Schatten seltsamer Gestalten zu erkennen waren, die leise und bedrohlich vor sich hin kicherten. Ein eisiger Hauch fuhr zwischen ihnen hindurch, eine schaurige Warnung. Mir wehte der Geruch des Schweißes jahrelanger journalistischer Arbeit in die Nase und mich befiel auf der Stelle die Erkenntnis, dass ich nicht die Tür zu irgendeiner Redaktion geöffnet hatte, sondern zur härtesten Redaktion der Welt. Nachdem sich mein Blick an die Dunkelheit gewöhnt hatte, erkannte ich vor mir Frauen hinter hohen Schreibtischen, die über ihre Brillen verächtlich fragend auf mich herabblickten. Verängstigt wies ich mit zitternder Hand auf eine Anzeige in der letzten philtrat-Ausgabe: »Neue RedakteurInnen jederzeit herzlich willkommen!« Ein Kopfnicken in Richtung eines freien Arbeitsplatzes war alles, was sie von sich gaben. Ich sah mir den Platz genauer an. An der Stuhllehne baumelte eine abgenagte Hand in einer Handschelle. Ich zögerte ein wenig und wandte mich mit all meinem Mut wieder an die Frauen: »Ich wollte eigentlich nur…« Die Tür fiel knarrend hinter mir zu. »Na wird's bald! Hinsetzen, Ouvertüre, 2000 Zeichen, zehn Minuten, und los!«
Jetzt sitze ich da. Gefangen, allein, blicke ich nervös um mich und bin kurz davor, meinen Artikel einzureichen. Ich kann ihre bohrenden Blicke in meinem Nacken spüren, wie sie darauf lauern, ihre gierigen Krallen in meinen Artikel zu stoßen, um ihn dann in der Luft zu zerreißen und mir das in meinen jungen Jahren hart erarbeitete Bisschen Selbstbewusstsein zu rauben. Ich muss hier raus, irgendwie, wäre nur das verdammte Fenster nicht so klein… Oh nein, da kommen sie! Schnell, den Bildschirm aus, bevor…
Den tragischen Verlust eines neuen Redakteurs betrauernd zieht sich nach der Lektüre dieses letzten überlieferten Dokuments zurück